ÖPNV–Abfahrt in die Zukunft?
• Mehr Busse, mehr Bahnen. Und klimaneutrale Mobilität mit innovativen Antriebstechnologien. Das ist der gesellschaftliche und wirtschaftliche Anspruch an den ÖPNV. Um ihn zu erfüllen, müssen die öffentlichen Haushalte konsequent investieren. Der Nachhol- und Ersatzbedarf allein für den ÖPNV wird auf kommunaler Ebene auf über 60 Milliarden Euro geschätzt.
• Linienverkehr ohne Schadstoffemissionen: Die EU-Richtlinie über saubere Fahrzeuge schreibt präzise vor, dass immer mehr Busse mit ökologisch sauberen Antrieben beschafft werden müssen. In Deutschland fahren schon 6.000 Busse überwiegend mit Elektro- oder Wasserstoff-Antrieb. Eine stolze Zahl, doch im ÖPNV müssen noch über 40.000 Dieselfahrzeuge ersetzt werden. Bis ins nächste Jahrzehnt sind erhebliche Investitionen für Busse, Betriebshöfe und neue Ladeinfrastrukturen notwendig.
• Hochleistungs-ÖPNV: Noch besser in städtischen Randlagen, ein Mindesttakt von 60 Minuten auf dem Land. Neue Qualität, neue Leistungen, neue Attraktivität. Autonome Shuttleverkehre verdichten Liniennetze, ersetzen motorisierte Auto-Individualität. Das macht Stadt und Land lebenswerter. Innovationen für den ÖPNV brauchen breite politische Unterstützung durch Bund und Länder.
Personal dringend gesucht
• Es sind sichere Arbeitsplätze in einem modernen, technisch geprägten Umfeld mit den sozialen Leistungen des öffentlichen Dienstes: Am Lenkrad eines Linienbusses oder am Joystick im Cockpit einer Straßenbahn oder U-Bahn halten Fahrerinnen und Fahrer Deutschland mobil. Das Problem: Es sind zu wenige. Schon jetzt fehlen den Verkehrs- betrieben 20.000 Mitarbeitende, bald sind es sogar 50.000. Denn immer mehr Menschen erreichen den wohlverdienten Ruhestand.
• Der Mangel an Fahrpersonal bremst den ÖPNV. Fahrpläne müssen ausgedünnt werden, Fahrten fallen aus. Doch Busse und Bahnen müssen das Rückgrat der Mobilität bleiben.
• Gesucht also: Fahrerinnen und Fahrer für den ÖPNV. Die Unternehmen entwickeln Wege und Methoden, um Interessierten die Möglichkeiten einer beruflichen Integration oder Weiterbildung zu geben. Sie setzen auch auf die Potenziale von Menschen mit Zuwanderungshintergrund und Asylsuchende. Zudem werden Modelle für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter ausgebaut und systematisiert. Oder neue Formen betrieblicher Arbeit mit belastungs- und altersgerechten Dienstplänen gestaltet. Vom Sprachkurs bis zur Fahrschule: Viel Aufwand, der ohne finanzielle Unterstützung kaum zu leisten ist.
• Der VDV fordert vom Bund eine Reform für den Erwerb des Busführerscheins, die die Ausbildungszeit verkürzt und die Kosten reduziert. So wird der Zugang zum Beruf leichter.
Neue Linien für das Land
• Mehr Linienverkehr in ländlichen Regionen: Mehr als die Hälfte der Bundesbürger lebt außerhalb der Großstädte und Ballungsgebiete. Nur etwa fünf Prozent von ihnen nutzen den ÖPNV. Eine neue „ÖPNV-Kultur“ muss heutige Bedienformen, die sich zum Teil überlebt haben, durch ein modernes, integriertes Mobilitätsangebot für alle Einwohnerinnen und Einwohner sowie Gäste ablösen.
• Für die Regionen jede Stunde mindestens ein ÖPNV-Angebot. Etwa mit einem flächendeckenden Bahn-Bus-Gesamtsystem. PlusBus-Linien und -Netze zeigen schon heute, wie das geht: Vertaktete und zuverlässige Anschlüsse sowie Qualität vom Fahrzeug bis zur Infrastruktur, verbesserte Erschließung innerhalb der Klein- und Mittelstädte. Dazu mehr flexible und differenzierte Bedienformen wie On-Demand-Verkehre, Digitalisierung der Systeme und Kooperationen mit Mobilitätsanbietern, die Busse und Bahnen sinnvoll ergänzen. Und: Es gibt viele stillgelegte Bahnstrecken im Land, die reaktiviert werden können und sofort nachgefragt würden.
• Alternative Antriebe benötigen innovative Betriebshöfe: die Basis der Transformation im ÖPNV. Statt der Dieseltankstelle muss Ladeinfrastruktur für die neuen Flotten emissionsfreier Busse installiert werden. Nicht nur in den Depots, sondern auch an den Linienwegen im Netz. Für Wartung und Instandhaltung sind Umrüstungen der Werkstätten erforderlich. Die Realisierung muss im Vorfeld der Fahrzeugauslieferungen abgeschlossen sein. Planungsvorläufe und Bauphasen erfordern Milliardeninvestitionen und werden bis ins nächste Jahrzehnt dauern.
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