Rote Züge in Bewegung auf einem modernen Bahnhof.
Politik
9 Min
17. Januar 2025

Transformation braucht Verlässlichkeit

Das System Eisenbahn wird in diesem Jahr 200 Jahre alt. Zunächst in Großbritannien, 2035 auch in Deutschland. Bei der Bundestagswahl geht es auch um die Zukunft der Bahn, deren Vorzüge wieder stärker erkannt werden. Wie kann die Schiene ihre Möglichkeiten für den Wirtschaftsstandort und den Klimaschutz dauerhaft und zum Nutzen der Gesellschaft stärker einbringen?

Großer Dreiklang für den Personenverkehr

• Dichte Takte im Nahverkehr, eine zuverlässige Vernetzung von Fernzügen und Schienennahverkehr mit dem ÖPNV, überall schnelle und gute Anschlüsse: Was in Metropolregionen bereits funktioniert, muss in vielen ländlichen Regionen, wo rund 50 Millionen Menschen leben, ausgebaut werden.

Das große Ziel: Der Dreiklang aus Deutschland-Ticket, Deutschland-Angebot und Deutschland-Takt. Eisenbahn und ÖPNV preiswert und komfortabel. Unkompliziert ohne Tarifvielfalt über Ländergrenzen und Verkehrsverbünde hinweg.

Mehr Bahn für die Mobilitätswende: Mehr Züge für das Umsteigen vom Auto. Mehr Strecken: Jahrzehntelang ist das Eisenbahnnetz in Deutschland immer kleiner geworden. Der neue Trend ist Ausbau und Neubau. Nicht nur spektakuläre Großprojekte sind notwendig, sondern gerade auch kleinere Maßnahmen, um Engpässe zu beseitigen, damit Verspätungen weniger werden.

Automatisierung und Digitalisierung machen die Eisenbahn „intelligent” und damit fit für wachsende Mobilitätsbedürfnisse. Wirtschaftsfördernd und klimaverträglich, energieeffizient und bedarfsgerecht. Für die Forschung und Entwicklung und ebenso für die Implementierung zukunftsweisender Technologien müssen die öffentlichen Haushalte Mittel bereitstellen.

Ein voller Bahnsteig mit wartenden Menschen, während eine Regionalbahn in NRW einfahrt.

Partner der Wirtschaft und beim Klimaschutz

• Der Güterverkehr boomt. Im Sektor Transport und Logistik ist die Bahn konkurrenzlos in Sachen Klimaschutz, der als Faktor zunehmend auch in die Preise eingeht. Ihre Möglichkeiten sind ausbaufähig: Zusätzliche Gleisanschlüsse in Gewerbegebieten, neue Umschlagterminals für den Kombinierten Verkehr und multimodale Knoten können Güter- verkehre von der Straße auf die Schiene verlagern.

Neue Logistikkonzepte unter Einsatz der Schiene sind gefragt. Etwa für Pakettransporte. Neun Millionen Sendungen sind jede Nacht durch Deutschland unterwegs. Dafür müssen auf den innerdeutschen Hauptstrecken Engpässe für den Zugverkehr beseitigt werden. Anhaltender Förderbedarf aus dem Bundeshaushalt auch beim Verkehr von Einzelwagen und Wagengruppen. Nur so lässt sich dieses aufwendige Transportgeschäft wirtschaftlich auf der Schiene halten.

Modernisierung durch Technik: Hohe Produktivitätsverbesserungen verspricht die Digitale Automatische Kupplung (DAK). Automatisiertes Wagenkuppeln und Datenkommunikation über den gesamten Zugverband mit der Einbindung in digitalisierte Logistikketten. 450.000 Güterwagen in ganz Europa müssten umgerüstet werden. Kostenpunkt: geschätzte 13 Milliarden Euro. Das kann nur mit öffentlichen Mitteln finanziert werden.

Infrastruktur: Schnelle Neustarts

Die Wiederentdeckung der Schiene: Die Deutsche Bahn hat mit der Generalsanierung der Riedbahn Frankfurt – Mannheim den Anfang gemacht. Sämtliche hoch belasteten Strecken sollen folgen. Aber auch außerhalb des Kernnetzes warten Fahrwege und Bahnhöfe auf die Erneuerung. Zudem müssen Engpässe beseitigt und Knotenpunkte ausgebaut werden. Für die anstehenden Milliardeninvestitionen sind in den öffentlichen Haushalten erhebliche Baukostenzuschüsse einzuplanen.

Schneller zulassen, schneller planen und bauen. Schieneninfrastrukturvorhaben liegen im überragenden öffentlichen Interesse. Das muss gesetzlich verankert werden, insbesondere die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren bei Bauvorhaben. Die bereits vorgenommenen Vereinfachungen in der Planfeststellungsgesetzgebung müssen weitergeführt werden.

• Das Ende des Dornröschenschlafs: Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. Glatter Asphalt für Radler statt blanker Gleise – das wird immer häufiger rückgängig gemacht. Die Neufassung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) schafft neue Fördermöglichkeiten. Bisher begrenzt bis 2030. Der VDV schlägt vor, das GVFG weiter als Finanzierungsinstrument zu erhalten und fordert für die Bundestagswahl 2025 eine deutliche Erhöhung der GVFG-Mittel auf mindestens 3 Milliarden Euro jährlich, um den steigenden Bedarf für Ausbau und Modernisierung des ÖPNV zu decken. Zudem soll der Förderkatalog um emissionsfreie Busse erweitert und mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro pro Jahr erweitert werden, um die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe zu fördern.

Webfehler im Trassenpreissystem. Die Fahrt auf Schienen wird immer teurer, weil Netzbetreiber DB InfraGO Zinskosten auf das Eigenkapital weitergeben muss. Das bremst im Güterverkehr die Wettbewerbsfähigkeit. Fällig ist eine Neujustierung des Systems.


Die Themen und Forderungen des VDV zur Bundestagswahl 2025 finden Sie hier: vdv.de/deutschland-weiterbringen

Portrait Ingo Wortmann

"Jeder Euro, der durch die Verkehrsunternehmen erwirtschaftet wird, ist mit einer mehr als doppelt so hohen Wertschöpfung verknüpft."


Ingo Wortmann

Präsident des VDV

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