Infrastruktur
9 Min
6. DEZEMBER 2024

Drei Fragen an: Rouven Kötter


Der Regionalverband FrankfurtRheinMain hat als Mitunterzeichner der Gleisanschluss-Charta 2019 auch für die aktuelle Version 2024 viele wichtige Impulse geliefert. Welche Rolle die Charta für den Regionalverband spielt, erläutert der Erste Beigeordnete Rouven Kötter.

Herr Kötter, warum hat die Charta eine so große Bedeutung für Sie als regionalen Planungsverband mit Zuständigkeit für 80 Kommunen?

Rouven Kötter: Kommunen sind nicht nur verantwortlich für Planung und Gewerbeansiedlung, sondern betreiben zum Teil selbst Industriestammgleise oder Häfen. Allerdings fühlen sie sich als zentrale Partner bei der Verkehrsverlagerung oft allein gelassen. Gleisanschlüsse der Unternehmen sind ein wichtiger Standortfaktor für unsere Kommunen und die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Region. Damit wird dem ohnehin schon stark überlasteten Straßennetz im Ballungsraum FrankfurtRheinMain eine echte Alternative zum Lkw-Verkehr geboten. Ist kein Gleisanschluss möglich, benötigt die Wirtschaft andere Formen des Zugangs zur Schiene. Daher wollen wir dafür sorgen, dass für die Wirtschaft ausreichend Flächen zum Beispiel in Form von einfachen Ladestellen für den Umschlag gesichert sind. Die Inhalte der Gleisanschluss-Charta unterstützen uns im Dialog mit den relevanten Akteuren, gemeinsam die Weichen für mehr Güter auf die Schiene zu stellen. Ich begrüße außerordentlich, dass die Charta viele unserer in Richtung Bundespolitik adressierten Forderungen aufgreift, insbesondere wenn es um die finanzielle Entlastung der Kommunen als Betreiber von Gleisinfrastruktur geht.


Die Inhalte der Gleisanschluss-Charta unterstützen uns im Dialog mit den relevanten Akteuren, gemeinsam die Weichen für mehr Güter auf die Schiene zu stellen.


Rouven Kötter

Erster Beigeordneter im Regionalverband FrankfurtRheinMain

Bereits seit einigen Jahren ist im Regionalverband ein Schienencoach im Einsatz. Was sind für Sie als Auftraggeber die wesentlichen Erkenntnisse dieses Coachingangebots?

Der regionale Schienencoach berät Kommunen und Unternehmen in der Region FrankfurtRheinMain mit dem Ziel, mehr Gütertransporte und Personenfahrten auf die Schiene zu verlagern und die Schieneninfrastruktur zu verbessern. Mit Michael Roggenkamp, Berater der Firma Ederlog mit langjähriger Erfahrung in leitender Position bei Eisenbahnunternehmen, greift der Regionalverband bewusst auf externes Praxiswissen zurück. Der regionale Schienencoach führt jährlich durchschnittlich sieben Beratungen durch. Beispielsweise unterstützte er die Stadt Groß-Gerau bei der Sicherung eines Anschlusses in ein Gewerbegebiet. Insgesamt stellen wir fest, dass bei vielen Marktakteuren das Bewusstsein für die Schiene in der Region steigt.

Angenommen, Ihr Regionalverband bekäme mehr Einfluss bei der Planung und Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen. Wären Sie mit dieser Aufgabenstellung überfordert oder was würden Sie sich für die Region FrankfurtRheinMain davon versprechen?

Der Regionalverband ist in der Region FrankfurtRheinMain themen- und verkehrsmittelübergreifend überörtlich planend tätig. Unsere Mobilitätsstrategie 2020 wurde von den Vertretern aller 80 Mitgliedskommunen einstimmig beschlossen und enthält Maßnahmen und Wege, über die planerische Sicherung hinaus Lösungen für mehr Nutzung der Schiene aufzuzeigen. Wenn wir dafür mehr Kompetenzen zugewiesen bekämen, würden wir dies gern aufnehmen und sicher gewinnbringend für die gesamte Region einsetzen.

Lesen Sie den ganzen Artikel
Infrastruktur
06. Dezember 2024

Ländlicher Raum benötigt mehr Gleisanschlüsse

Gleisanschlüsse, Ladestellen und Güterterminals (GLG-Anlagen) sind ­entscheidend, um mehr Güter auf die Schiene zu verlagern. Initiativen für den Ausbau der Schiene müssen verstärkt aus den Regionen kommen – und eine regionale Schienengüterverkehrs-Planung eingeführt werden. Wo das Herz der Wirtschaft gleich einer ganzen Großregion und eines gesamten Bundeslandes schlägt, weiß Landrat Jens Marco Scherf genau.

Lesen Sie den ganzen Artikel
Infrastruktur
06. Dezember 2024

„Der Wille zur Bahn beeindruckt mich“

20.000 Lkw-Fahrten pro Jahr könnten im Landkreis Miltenberg auf die Schiene verlagert und die dort transportierte Gütermenge vervierfacht werden, so das Ergebnis einer Studie. Landrat Jens Marco Scherf fordert im Interview bessere Bedingungen für mehr Güter auf der Schiene.

Lesen Sie den ganzen Artikel
Infrastruktur
06. Dezember 2024

Warum eine Gleisanschluss-Charta?

Die Zahl der Gleisanschlüsse ist in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. In vielen Regionen mangelt es an multimodalen Verladestellen. Viele der vorhandenen Zugangsstellen zur Schiene sind unzureichend an das Fernverkehrsnetz angebunden. Ein Autorenbeitrag von Georg Lennarz.

Lesen Sie auch: