Innovationen
09.11.2021

Das ist bald
des E-Tickets Kern

Die VDV-Kernapplikation setzt den Standard, der die Welt des elektronischen Ticketings im Innersten zusammenhält. Zumindest im öffentlichen Personenverkehr Deutschlands. Damit in Zukunft auch in ganz Europa Reisende, die grenzenlos unterwegs sind, davon profitieren können, gibt es ­Änderungen bei der Arbeitssprache und beim Namen. Die neue Version der VDV-­Kernapplikation heißt (((etiCORE.

Es ist eine verbesserte und vor allem schlankere Version der VDV-Kernapplikation.

Nils Zeino-Mahmalat, Geschäftsführer des VDV eTicket Service, zu (((etiCORE


Sie ist der anerkannte Standard für elektronische Tickets im deutschen ÖPNV – das technologische Herzstück des elektronischen Fahrgeldmanagements. Eine Anleitung, nach der die Verkehrsunternehmen und -verbünde ihre E-Ticket-Systeme bauen. Die Rede ist von der VDV-Kernapplikation. Auf Initiative des VDV wurden mit diesem Standard der Verkauf und die Kontrolle von elektronischen Tickets deutschlandweit vereinheitlicht. Das war vor 16 Jahren. Bis dahin hatten mehr als 140 Verkehrsunternehmen und -verbünde unterschiedliche Kartentypen, Konzepte und Komponenten. Für die Fahrgäste bedeutete das: Mit Bus und Bahn die Tarifgrenzen zu überqueren oder gar deutschlandweit unterwegs zu sein, war eine komplizierte Angelegenheit. Schwer hatten es auch die Hersteller bei der Serienproduktion von Komponenten und Automaten.

Seit einiger Zeit überarbeitet der VDV eTicket Service diesen Standard. Neu an der kommenden Version ist die Sprache: Von Deutsch wird auf Englisch umgeswitcht. Weltläufiger wird auch der Name: Die VDV-Kernapplikation heißt künftig (((etiCORE. Das soll die Zusammenarbeit mit Verkehrsunternehmen im benachbarten Ausland sowie mit internationalen Systementwicklern vereinfachen. „Es ist eine verbesserte und vor allem schlankere Version der VDV-Kernapplikation“, kündigt Nils Zeino-Mahmalat, Geschäftsführer des VDV eTicket Service, an.

VDV eTicket Service und
VDV-Kernapplikation

Im Jahr 2004 wurde die VDV-Kernapplikations GmbH & Co. KG gründet, aus der zehn Jahre später die VDV eTicket Service GmbH & Co. KG hervorging. Seit seiner Gründung fungiert das Unternehmen als Herausgeber des Standards für das elektronische Fahrgeldmanagement. Der VDV eTicket Service gibt die „Spielregeln“ für das (((eTicket Deutschland vor, die die organisatorischen und vertraglichen Rahmenwerke und Detailspezifikationen beinhalten – einschließlich des Betriebs eines Registrierungs- und Sicherheitssystems. Aktuell sind 455 Verkehrsunternehmen und Verbünde an (((eTicket Deutschland beteiligt. Sie können Vorschläge machen, wie der Standard verbessert werden kann. Nach umfangreicher Prüfung wird bei der jährlichen Teilnehmerversammlung darüber abgestimmt, inwiefern die Vorschläge umgesetzt werden.

Allein der Name des Produkts zeigt schon auf den ersten Blick, worum es geht. Marketingprofis würden vom Markenkern sprechen. (((etiCORE soll außerhalb des deutschen Sprachraums besser zu verstehen sein und leichter über die Lippen gehen. Der Markenname steht zudem für das, was die VDV-Kernapplikation ausmacht. Da wäre zunächst der Kern des elektronischen Ticketings – auf Englisch „Core“. Die dreifache Klammer symbolisiert das kontaktlose Bezahlen und ist nicht zuletzt durch die Marke (((eTicket Deutschland in der Branche bekannt.

Einführung läuft bis 2031

Bis der neue Standard komplett eingeführt ist, werden einige Jahre ins Land gehen. Im Dezember 2026 beginnt die Migration. Sie wird sich über fünf Jahre erstrecken. So lange laufen die VDV-Kernapplikation 1.x und (((etiCORE parallel. Erst im Dezember 2031, wenn auch die Sicherheitssysteme der ersten Generation abgeschaltet werden, wird die Migration vollständig vollzogen. Ab dann existiert nur noch (((etiCORE als Standard für das elektronische Ticketing im deutschen öffentlichen Personenverkehr. Bereits in zwei Jahren können die Hersteller damit beginnen, den neuen Standard umzusetzen und beide Versionen parallel in ihren Systemen zu betreiben. Darüber hinaus können sie auch bei den Verkehrsunternehmen und -verbünden einen Parallelbetrieb implementieren, damit die bestehenden Terminals und Hintergrundsysteme sowohl mit E-Tickets der ersten als auch der zweiten Generation des Sicherheitsmanagements kompatibel sind.

Ein kleiner Teil des neuen Sicherheitsmanagements ist bereits heute im Einsatz. In Kürze können Fahrgäste im ÖPNV zwischen einem Handyticket oder der traditionellen Chipkarte wählen. Hintergrund ist die Einführung des „Motics“ – des Mobile Ticketing Crypto Service. Anfang dieses Jahres nahm der VDV eTicket Service diesen Dienst in Betrieb („VDV Das Magazin“ berichtete). Motics ermöglicht einen Barcode, in den ein dynamisches Element integriert wurde. Damit kann der Barcode nicht mehr kopiert werden. „Mit dem Motics steht dem ÖPNV eine Technologie zur Verfügung, um Teile der heutigen Chipkartennutzer bei gleichem Sicherheitsniveau auf das Smartphone zu migrieren”, erläutert Nils Zeino-Mahmalat. Das erlaubt es den Verkehrsunternehmen, ihre hochpreisigen Tickets wie Monats- und Jahreskarten auch auf dem Smartphone anbieten zu können. Zudem wird das Gesamtsystem perspektivisch unabhängiger vom Halbleiter-Markt.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren