48 Jahre Bauzeit: Thessalonikis neue Metro nimmt Fahrt auf
Endlich! Nach Jahrzehnten der Planung und des Baus ist es soweit: Die erste Metrolinie Thessalonikis hat ihren Betrieb aufgenommen. Das Projekt, das 1976 erstmals schriftlich erwähnt und 1987 mit dem ersten Spatenstich begonnen wurde, hatte sich aufgrund zahlreicher archäologischer Funde immer wieder verzögert. Doch nun können die Bewohner*innen und Besucher*innen der griechischen Hafenstadt die moderne Metro nutzen und gleichzeitig in die reiche Geschichte der Stadt eintauchen.
Straßenbahn früh stillgelegt
Thessaloniki blickt auf eine wechselhafte Geschichte des Nahverkehrs zurück. Bereits im 19. Jahrhundert verkehrten Pferdebahnen in der Stadt, die 1908 durch elektrische Straßenbahnen ersetzt wurden. Doch die Straßenbahn wurde 1957 stillgelegt, seither kämpft die Stadt mit starkem Autoverkehr. Der Bau einer U-Bahn wurde erstmals in den 1970er Jahren diskutiert, konkrete Planungen begannen jedoch erst in den 1980er Jahren. Die Umsetzung des Projekts gestaltete sich aufgrund der archäologischen Funde und finanzieller Probleme Griechenlands als schwierig und langwierig.
Archäologische Schätze im Untergrund
Die Bauarbeiten gestalteten sich als äußerst komplex, da die Arbeiter immer wieder auf antike Artefakte, Straßen und Gebäudemauern stießen. Der Zentrale Archäologische Rat (KAS) ordnete daraufhin immer wieder Stopps der Bauarbeiten an, um die Funde zu evaluieren. Dies führte zu teils jahrelangen Verzögerungen.
Doch anstatt die Stationen zu verlegen oder den Traum von der Metro aufzugeben, entschieden sich die Verantwortlichen, die rund 300.000 ausgegrabenen Gegenstände, Säulen, Wandstücke und Marmor-Artefakte zu restaurieren und in die Metrostationen zu integrieren. Die Station Venizelou im Stadtzentrum, die auf dem Gelände einer Kreuzung der spätantiken Hauptstraße Decumanus Maximus errichtet wurde, gleicht mit ihren 3.500 Quadratmetern Fläche einem Museum und ist sicherlich eine Reise wert.
Ein historischer Moment
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bezeichnete die Eröffnung der Metro als "historischen Moment". Die Metro sei nicht nur ein modernes Verkehrsmittel, sondern auch ein Beweis für den kulturellen Reichtum Thessalonikis. Fahrgäste können nicht nur von A nach B fahren, sondern auch Monumente der fast 2.500 Jahre alten Geschichte der Stadt erleben.
Modernste Technologie und Entlastung des Verkehrs
Die neue Metro Thessalonikis zählt nun zu den modernsten der Welt. Sie wird ohne Fahrpersonal betrieben und verfügt über gläserne Wände entlang der Bahnsteige, deren Türen sich erst öffnen, wenn der Zug hält. Die futuristische Metro soll den täglichen Verkehrsinfarkt in der verkehrsgeplagten Großstadt lindern. Expertinnen und Experten schätzen, dass durch die Metro künftig täglich mindestens 56.000 Autofahrten vermieden werden können.
U-Bahnen in Griechenland
Bislang gab es in Griechenland nur eine einzige U-Bahn: die Metro Athen. Sie wurde 1869 eröffnet und 1904 elektrifiziert und ist damit eine der ältesten U-Bahnen der Welt. Die Metro Athen umfasst heute über drei Linien mit einer Gesamtlänge von rund 90 Kilometern und 66 Stationen. Mit der Eröffnung der Metro Thessaloniki im Jahr 2023 verfügt Griechenland nun über zwei U-Bahn-Systeme.