Europa

04. März 2024

Konfliktpotenzial
Mobilitätsdienste

Hinter der Abkürzung MDMS verbirgt sich eine Gesetzesinitiative der EU-Kommission, die in der Verkehrsbranche durchaus skeptisch gesehen wird: Es geht um multimodale, digitale Mobilitätsdienste.

Brüssel stellt sich vor, dass Verkehrsdienste ihre Daten vollständig öffentlich machen und so branchenfremden Unternehmen wie etwa Start-ups die Möglichkeit geben, in den Vertrieb der Verkehrsleistungen einzusteigen und daran zu verdienen. Ziel sei, den Zugang zu diesen Verkehrsangeboten zu erleichtern. Die Vorstellung von unabhängigen, übergreifenden Plattformlösungen gefällt beispielsweise dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), allerdings mit Blick auf den europäischen, grenzüberschreitenden Schienenverkehr: Eine „europaweite Mobilitätsdatendrehscheibe“, die Fahrplaninformationen und Ticketbuchungsoptionen für alle öffentlichen Verkehrsmittel biete, werde „dringend benötigt“.

Hintergrund sind Ergebnisse der regelmäßig stattfindenden „Bahn-Tests“ des Clubs. Es ist in Europa immer noch nicht möglich, jede internationale Bahnfahrt durchgehend zu buchen. Selbst im 21. Jahrhundert könne dies „eine nervenaufreibende Angelegenheit“ sein. Grenzüberschreitende Fahrkarten für die gesamte Reisestrecke gebe es nur, wo Bahnunternehmen kooperieren. Ansonsten müsse man sich Informationen und Tickets von verschiedenen Plattformen zusammensuchen.

Der VDV sieht den ÖPNV bei diesen Überlegungen außen vor. In den Städten und Kreisen gehe es unter anderem um die Frage, „wer zukünftig Zugang zu den Kundinnen und Kunden hat, sowie um die Frage, ob in einem nicht profitabel zu betreibenden Geschäft von privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen Gewinnmargen im Vertrieb erzielt werden sollen, während alle für die Wertschöpfung nötigen Investitionen und laufenden Kosten den Verbünden und Verkehrsunternehmen – und damit der öffentlichen Hand – überlassen werden“, sagt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. Die Kosten für die Digitalisierung, aber auch durch den Verlust der Kunden an die Plattform würde in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen – etwa wenn es durch erleichterten Ticketkauf mehr Fahrgäste gäbe. Die sind im ÖPNV zu 90 Prozent in ihren eigenen Städten unterwegs. Dort kennen sie sich aus und wissen, wie sie an ein Ticket kommen. Fraglich ist aus VDV-Sicht, ob es überhaupt einer Plattform Dritter bedarf.

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