Ob mit dem Fernverkehr der Deutschen Bahn oder im heimischen Verbundtarif: Wer mit dem öffentlichen Personenverkehr unterwegs ist, soll unabhängig vom Standort bundesweit Ticketangebote über digitale Kanäle buchen können. Eine von Eisenbahnen, Verkehrsverbünden und Zweckverbänden getragene Initiative gibt sich dafür einheitliche Regeln.
Der ÖPNV wird ein weiteres Stück einfacher: Dafür will die Verkehrsbranche beim Vertrieb enger zusammenarbeiten. Vor Ort und aus nur einer Hand sollen Fahrgäste ihr Ticket für die durchgängige Reisekette mit dem Nah- und Fernverkehr digital erwerben können – etwa beim heimischen Verkehrsverbund oder Verkehrsunternehmen.
Dafür müssen dann keine zusätzlichen Apps mehr heruntergeladen werden. Mit diesem Ziel hat sich die Branche wechselseitige Verkaufsrechte und einheitliche Regeln zum digitalen Ticketverkauf gegeben. „Damit machen wir den ÖPNV als Ganzes attraktiver“, bekräftigt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Auf dem VDV-Mobilitätskongress wurde Anfang September eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Sie sieht vor, dass alle Eisenbahnunternehmen, Verbünde und beteiligten Akteure den Fernverkehrstarif der Deutschen Bahn sowie Tarife des Schienennahverkehrs und der Verbünde bundesweit digital verkaufen können.
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Vereinbarungen für den gegenseitigen ÖPNV-Vertrieb und den Fernverkehrstarif in der Branche zu schaffen und so zu einer Verbesserung der – insbesondere digitalen – Vertriebsmöglichkeiten beizutragen sowie den ÖPNV-Marktanteil zu erhöhen“, erklärt Ingo Wortmann und betont die Bedeutung verbindlicher gemeinsamer Regeln beim Ticketverkauf. Zudem regelt die Vereinbarung, wie Verkaufsdaten aus dem Nahverkehr auf der Schiene in laufenden und neuen Verkehrsverträgen bereitgestellt werden. Das soll Veränderungen bei der Nutzung von Vertriebskanälen künftig noch transparenter machen.
Hintergrund der Brancheninitiative „Gegenseitiger Verkauf“ ist, dass die ÖPNV-Kundinnen und -Kunden derzeit ihre Tickets nicht über alle zur Verfügung stehenden Vertriebskanäle des Nahverkehrs erwerben können. Häufig fehlen den Anbietern einheitliche vertragliche und organisatorische Regelungen, um auch Fahrscheine und Tarifangebote anderer Unternehmen verkaufen zu können. Abhilfe schaffen will die Brancheninitiative. Hinter ihr stehen der Bundesverband Schienennahverkehr (vormals BAG-SPNV), die Deutsche Bahn sowie Vertreter nichtbundeseigener Bahnen über den Interessenverband Mofair, des Deutschlandtarifverbunds (DTV), der Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen, der Brancheninitiative Mobility inside und des VDV. Fast 30 Verkehrsverbünde und -unternehmen haben die Erklärung unterzeichnet. Für sie bringt die Übereinkunft zahlreiche Vorteile mit sich – beispielsweise „klare Vereinbarungen, unter welchen Rahmenbedingungen andere beispielsweise den RMV-Tarif verkaufen können“, erläutert RMV-Geschäftsführer und VDV-Vizepräsident Prof. Knut Ringat. Umgekehrt können Verkehrsverbünde und Nahverkehrsunternehmen einfache Tarife im Fernverkehr sowie andere Nahverkehrstarife über ihre digitalen Vertriebskanäle anbieten. Davon würden alle Beteiligten profitieren, so Knut Ringat: „Diejenigen, die ihren Tarif bereitstellen, alle, die Tarife Dritter anbieten können, und natürlich die Fahrgäste.“
Mobilitätskongress: erstes „Echtes“ wiedersehen seit Pandemie-beginn
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer war digital zugeschaltet. Hendrik Wüst (Foto, r.), im September noch NRW-Verkehrsminister und heute Ministerpräsident, kam persönlich zum VDV-Mobilitätskongress in Düsseldorf. Es war das erste „echte“ Wiedersehen der VDV-Mitglieder seit Beginn der Pandemie. Namhafte Teilnehmende aus Politik und Wirtschaft tauschten sich zu aktuellen Themen des Personen- und Güterverkehrs aus. Begrüßt wurde auch das im Internet als „Zweidiereisen“ bekannte Influencerpaar Lisa und Max (l.). Ihre dreiwöchige Reise, bei der sie für die Kampagne #BesserWeiter mit Bus und Bahn durch Deutschland tourten, endete in Düsseldorf.
www.besserweiter.de/reisechallenge