Planung, Betrieb, Vertrieb – alles muss digitaler werden
Digitalisierung und Klimaschutz – zwei wesentliche Ziele der neuen Bundesregierung. Nicht so neu ist das verkehrspolitische Ziel, in den kommenden Jahren deutlich mehr Fahrgäste zu gewinnen und Güter von der Straße auf die klimafreundliche Schiene zu verlagern. Hierbei werden neue digitale Zugänge helfen. Aber wo ist Digitalisierung sinnvoll, und wie wird sie umgesetzt? Darüber tauschten sich 160 Teilnehmende beim zweiten VDV-Digitalgipfel aus: selbstredend online. Die Digitalisierung des ÖPNV und der Eisenbahnen wird es ermöglichen, Prozesse zu automatisieren – etwa bei autonomen Shuttles im Personenverkehr und bei der Zusammenstellung von Güterzügen. Die Branche verspricht sich davon, nicht nur demografischen Entwicklungen entgegenzuwirken, die den Fachkräftemangel verschärfen. Vielmehr geht es auch darum, Planungen zu vereinfachen, die Kapazität der bestehenden Infrastruktur zu erhöhen, Fahrgastströme besser zu lenken und Betriebsabläufe zu optimieren. Das alles funktioniert jedoch nur mit einer intakten und modernen Infrastruktur. „Daher ist die Digitalisierung ein Add-on zu notwendigen Investitionen in die Infrastruktur“, verdeutlichte Martin Schmitz, VDV-Geschäftsführer Technik.
Als beispielhafte Lösungen wurden neben der branchenweiten Plattform „Mobility inside“ unter anderem digitale Anwendungen wie das Building Information Modeling vorgestellt, mit dem DB Netze Bauprojekte künftig durchgehend digital unterstützen will.
Dass die Branche ihrer Verantwortung gerecht werden müsse, um den Fahrgästen einen bequemeren Zugang zum ÖPNV zu ermöglichen, unterstrich Daniela Kluckert. „Es kann nicht sein, dass ich in einer deutschen Großstadt bis zu vier Automaten bedienen muss, um rechtssicher ans Ziel zu kommen“, sagte die Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und kündigte an: „Wir werden in dieser Legislaturperiode einen Fokus auf alles legen, was mit Daten zu tun hat: vernetzte und nahtlose Mobilität, digitale Ausweise und Tickets und natürlich das autonome Fahren.“
VDV-Technikgeschäftsführer Martin Schmitz (Bild oben), BMDV-Staatssekretärin Daniela Kluckert und Henrik Falk (Hamburger Hochbahn) (v. l. n. r.) zählten zu den Vortragenden.
Bei der Digitalisierung ist die Datensouveränität für die Branche ein hohes Gut. Die Verkehrsunternehmen sehen einen fairen Wettbewerb um die Fahrgäste nur gewährleistet, wenn Daten nicht einseitig zulasten öffentlicher Anbieter verfügbar gemacht und weitergegeben werden müssen. Ohne eine intelligente analoge und digitale Vernetzung bekannter und neuer Angebote werde die Mobilitätswende jedoch nicht gelingen, mahnte Henrik Falk. Für den Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Hochbahn geht es dabei nicht um „wir und/oder Google, sondern gemeinsam“. Da sich Millionen Menschen auf der Plattform auch über Mobilität informieren, „muss man die Realität zur Kenntnis nehmen“. Deshalb besteht aus dem Kartendienst Google Maps heraus ein Link zur „Switch-App“ des Hamburger Verkehrsverbunds, über die ÖPNV-Tickets gekauft werden können. Für Henrik Falk lautet das Gebot der Stunde „a) Speed und b) kooperieren, ausprobieren und lernen, lernen, lernen“.