ÖPNV-Bilanz 2020:

Rettungsschirm verhindert größere wirtschaftliche Schäden

Rückgänge bei den Fahrgastzahlen um bis zu 80 Prozent und Verluste von 3,5 Milliarden Euro bei den Einnahmen: Das ist die ÖPNV-Bilanz der Verkehrsunternehmen nach dem Corona-Jahr 2020.

Auf Berg- und Talfahrt (siehe Infografik) waren im vergangenen Jahr die Fahrgastzahlen im ÖPNV sowie im Nahverkehr auf der Schiene. Vor der Pandemie stieg die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um vier bis sechs Prozent. Dann kamen die Beschränkungen – mit bis zu 80 Prozent weniger Kundinnen und Kunden. Während der Lockerungen von Mai bis September erholte sich die Nachfrage wieder auf rund 80 Prozent. „Ab dem erneuten Lockdown von Dezember bis heute sanken die Fahrgastzahlen dann unter 50 Prozent, aktuell sind es bundesweit im Schnitt 30 bis 40 Prozent“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Vor allem mehr Homeoffice und Kurzarbeit, geschlossene Schulen und Unis, weggebrochene Verkehre zu Freizeit- und Großveranstaltungen sowie ein Rückgang beim Tourismus führten zu dieser Entwicklung. Dennoch haben die Verkehrsunternehmen seit Beginn der Pandemie nahezu das volle Bus- und Bahnangebot aufrechterhalten – bei etwa gleichen Kosten. „Der von Bund und Ländern beschlossene Rettungsschirm hat uns vor dauerhaften wirtschaftlichen Schäden bewahrt“, sagte Ingo Wortmann. Bis zu fünf Milliarden Euro wurden zur Verfügung gestellt. Die werden nach Berechnungen des VDV noch bis zum Ende des ersten Quartals 2021 reichen. „Wir fahren weiterhin monatliche Verluste in dreistelliger Millionenhöhe ein“, so der VDV-Präsident. Der VDV geht davon aus, dass es zwar ab Herbst einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen geben wird. Bis Ende dieses Jahres werden aber noch nicht wieder die sonst übliche Zahl an Fahrgästen befördert und weiterhin Verluste eingefahren. „Das heißt, dass wir mit der Politik zeitnah über einen erneuten Rettungsschirm sprechen müssen.“ Der VDV und seine Mitgliedsunternehmen kalkulieren mit weiteren Einnahmeausfällen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Nach Abzug der noch vorhandenen Mittel aus dem Rettungsschirm von 2020 bliebe ein zusätzlicher Bedarf von rund zwei Milliarden Euro.

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Branchenumfrage zum Thema Personal:

76 Prozent haben 2020 mehr eingestellt

Bei den Verkehrsunternehmen ist der Personalbedarf auch in der Coronakrise weiterhin hoch. „Wir suchen in allen Bereichen“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann bei der Vorstellung einer Branchenumfrage. 76 Prozent der befragten Unternehmen haben im vergangenen Jahr mehr Personal eingestellt als 2019. Ein Fünftel hat sogar bis zu 15 Prozent und mehr Stellen neu besetzt, ein Drittel der Unternehmen hat bis zu zehn Prozent mehr Personal als 2019 eingestellt. „Die Verkehrsunternehmen sind attraktive Arbeitgeber“, betonte VDV-Präsident Ingo Wortmann, „denn wir bieten zahlreiche Jobs, die zukunftsfähig und krisensicher sind.“ Während der Pandemie haben die Verkehrsunternehmen nahezu ihr vollständiges Angebot gefahren. Deshalb habe es „so gut wie keine Stellenkürzungen oder pandemiebedingte Kurzarbeit gegeben“, so Ingo Wortmann. Auch in den kommenden Jahren wird der Bedarf vor allem im Fahrdienst sowie bei Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie bei IT-Fachleuten eher höher sein. Bis 2030 muss für fast die Hälfte der 151.000 Beschäftigten im ÖPNV eine Neubesetzung gefunden werden. Von den 70.000 bis 80.000 dieser Stellen wird nur jede Fünfte von einer ausgebildeten Nachwuchskraft besetzt werden können.

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Alle Ergebnisse der

Branchenumfrage finden Sie hier:

www.vdv.de/personalumfrage2020

2021:

Frischer Schwung für die Eisenbahn und Neustart der Verkehrswende

2021 steht unter besonderen Vorzeichen. „Das europäische Jahr der Schiene und das Jahr der Bundestagswahl müssen zum Neustart der Verkehrswende werden und neuen Schwung für Modernisierung, Digitalisierung und Ausbau bei der Eisenbahn bringen.“ Das sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann auf der Jahrespressekonferenz. Zunächst gehe es jedoch darum, die coronabedingten Rückschläge für den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene wegzustecken. Allein für den Schienengüterverkehr bezifferte Ingo Wortmann die Umsatzeinbußen auf rund 300 Millionen Euro und forderte mehr Rückhalt durch die Bundesregierung. Aufgrund der schwierigen, pandemiebedingten Umstände solle aber bisher Erreichtes nicht vergessen werden. „Ich möchte daran erinnern, dass in der aktuellen Legislaturperiode viel Gutes für die Stärkung der Schiene passiert ist“, unterstrich Ingo Wortmann: „Der Bund hat im Verkehrssektor einen Paradigmenwechsel eingeleitet, um mehr Beförderung und Transport auf der Schiene mit Blick auf die Erreichung der Klimaschutzziele zu ermöglichen.“ Doch krisenbedingt sei dazu im vergangenen Jahr kaum Zeit gewesen. Umso mehr verspricht sich der VDV von 2021. „Wir erwarten, dass die künftige Bundesregierung den eingeschlagenen Weg entschlossen weiterverfolgt, und fordern zusammen mit den anderen Eisenbahnverbänden den Infrastrukturausbau, die Digitalisierung des Bahnsystems und die Forcierung der Verkehrswende.“

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Mehr Infos dazu:

www.vdv.de/bahnverbaende

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