Gemeinsames Schlussbild: Nach der Preisverleihung gesellten sich Jury-Mitglieder, Sponsoren, Laudatoren, Einreichende der Busgeschichten und Führungskräfte aus den Verkehrsunternehmen zur Gewinnerin und zu den Gewinnern auf der Bühne.
„Anerkennung, die gut tut“
Was wäre der ÖPNV ohne sie? Auf Deutschlands Straßen sind 100.000 Busfahrerinnen und Busfahrer unterwegs. Stellvertretend wurden vier von ihnen als „LieblingsbusfahrerIn 2023“ in Berlin geehrt – ein dickes „Dankeschön“ der Fahrgäste.
Sie bleiben cool, wenn es stressig wird. Sie bringen Kinder sicher zur Schule und Menschen zur Arbeit und wieder in den Feierabend. Manchmal retten sie ihren Fahrgästen sogar den Tag – durch einen witzigen Spruch oder einfach dadurch, dass sie ein paar Sekunden länger warten. Für ihren außergewöhnlichen Einsatz wurden Sabrina Altieri (Bus Classic GmbH, Wiesentheid), Thomas Kunz (Verkehr und Wasser GmbH, Oldenburg), Hakan Bugra (RBO Regionalbus Ostbayern, Passau) und Jan Bziak von moBiel in Bielefeld während der Branchenveranstaltung „Zukunft Nahverkehr“ geehrt. Sie wurden beim diesjährigen Wettbewerb „LiebingsbusfahrerIn“ ausgezeichnet. Jan Bziak erhielt einen Sonderpreis: Er rettete durch seine beherzte Erste Hilfe einer Frau das Leben (siehe unten).
Das Quartett wurde aus mehr als 2.300 Einsendungen von einer Jury ausgewählt. Eingereicht wurden meist Geschichten über besondere Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und außergewöhnliches Engagement. Insgesamt 22 Nominierte kamen in die engere Wahl. Am Ende waren auch sie „kleine“ Gewinnerinnen und Gewinner, denn auch das eine oder andere Verkehrsunternehmen war stolz auf seine Mitarbeitenden und ließ einen Preis „springen“.
Von der Resonanz zeigten sich die Initiatoren des Wettbewerbs – der Branchenverband VDV, der Fahrgastverband Pro Bahn, DB Regio und der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) – überwältigt. „Der Wettbewerb hat den Nerv unserer Fahrgäste getroffen“, sagte VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Und nicht nur bei denen: „Nach der anstrengenden Coronazeit ist das eine Anerkennung, die uns gut tut“, schrieb die Einreicherin eines Wettbewerbsbeitrags. „LieblingsbusfahrerIn“ soll den engagierten Einsatz des Fahrpersonals ins Licht der Öffentlichkeit rücken und entsprechend würdigen. Deshalb gibt es im kommenden Jahr die nächste Runde. Alle Vorschläge, die nach dem Einsendeschluss am 30. Juni eintrafen, nehmen automatisch 2024 teil.
Weitere nominierte
Busgeschichten unter:
www.lieblingsbusfahrerin.de/lb/nominierte
Jan Bziak
moBiel, Bielefeld
Als Jan Bziak an einer Endhaltestelle von einem Kollegen um Hilfe gebeten wurde, wusste er sofort, was zu tun war. Im Bus des Kollegen war eine Frau zusammengesackt – kein Puls, keine Atmung. Jan Bziak, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, begann mit der Reanimation und half der Frau, bis die Rettungskräfte eintrafen. Wohlmöglich rettete er so ihr Leben. Dafür überreichte ihm DB-Regio-Vorstand Frank Klingenhöfer den Sonderpreis. Jan Bziak wurde mit dem Hinweis vorgeschlagen, dass er sich auch sonst „super um die Fahrgäste kümmere“. Für den moBiel-Mitarbeiter ist das selbstverständlich. Mit ostwestfälischem Understatement sagte er: „Ich gebe mir Mühe.“
Sabrina Altieri
Bus Classic, Wiesentheid
Die Sorge um den Anschluss? – Unbegründet. „Wenn unsere Sabrina fährt und ihre Stammfahrgäste vermisst, wartet sie gerne noch eine Minute länger“, so ein dankbarer Fahrgast: „Sie hat mir heute den Tag gerettet.“ Die Rede ist von Sabrina Altieri. Sie fährt für die Bus Classic GmbH im unterfränkischen Wiesentheid. Ihren Bus hat sie auf den Namen „Giovanni“ getauft. „Alle wissen genau, wenn der weiße Iveco mit der 455 um die Ecke kommt, dann ist das unsere Steuerfrau“, stellte VDV-Vizepräsident Werner Overkamp die 29-Jährige vor. Immer gut gelaunt und herzlich im Umgang mit Kindern und älteren Menschen: „Niemand liebt ihren Job wie sie“, ist sich der Fahrgast, der Sabrina Altieri vorschlug, sicher. Aber er musste auch miterleben, wie seine Lieblingsbusfahrerin beleidigt wurde. „Dennoch bewahrte sie einen kühlen Kopf und managte die Lage wirklich professionell.“ Fazit: „Wir alle lieben diese wundervolle junge Dame. Sie hat ihr Fahrzeug fest im Griff, und vor allem, wenn es eng wird, rockt sie jede Situation.“
Thomas Kunz
Verkehr und Wasser, Oldenburg
Zu allen freundlich und extrem hilfsbereit: Thomas Kunz von der Oldenburger Verkehr und Wasser GmbH versucht, seinen Fahrgästen jeden Wunsch zu erfüllen – etwa einen Anschluss zu erreichen oder einen verlorenen Gegenstand wiederzufinden. „Der Mann ist bereit, alles dafür zu tun, dass der Fahrgast zufrieden ist“, würdigte Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, das Engagement des Preisträgers. Bei einer Umleitung achtet er darauf, dass Fahrgäste die Änderung der Strecke verstanden haben. Gibt es Ärger mit anstrengenden Fahrgästen, bleibt Thomas Kunz „cool und hat immer einen passenden Spruch auf den Lippen, um freundlich, aber auch mal bestimmend die Wogen zu glätten“, heißt es im Vorschlag: „Ich freue mich immer sehr, wenn ich mit ihm fahre.“
Hakan Bugra
RBO Regionalbus Ostbayern, Passau
„Bitte lacht’s, Leute“, sagte der frisch geehrte Lieblingsbusfahrer Hakan Bugra mit bayerischem Zungenschlag: „Immer lächeln – das ist das Beste, was es gibt.“ Der guten Laune unter seinen Fahrgästen hilft der Mitarbeiter der RBO Regionalbus Ostbayern gerne mit humorvollen und kabarettreifen Ansagen auf die Sprünge. Nicht nur per Mikro: Als es einmal schon eng war und noch voller im Bus wurde, stieg Hakan Bugra aus. Ruhig, aber bestimmt gab er seine Anweisungen und verteilte die Fahrgäste – teils mit Rollator – so, dass am Ende alle irgendwie Platz hatten. Dafür gab es am Ziel in Bad Füssing spontan Applaus. „Er hat es geschafft, eine ansonsten stressige Situation in ein positives Gesamterlebnis zu drehen“, würdigte ihn bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard: „Respekt, solche Fahrer kann man sich nur wünschen.“