Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Allianz Pro Schiene schlagen vor, bundesweit mehr als 3.000 Kilometer stillgelegte Gleise zu reaktivieren – als wirksames Instrument, um die Nachfrage nach mehr Schienenverkehr schnell zu erfüllen.
Jahrzehntelang war sie geschrumpft. Jetzt kommt die Schiene zurück in Regionen, die lange verwaist waren. „Wir registrieren eine wachsende Bereitschaft, Strecken wieder in Betrieb zu nehmen“, sagt Ingo Wortmann, VDV-Präsident, der gemeinsam mit Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, die Vorschläge für die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Gleise vorstellte. „Zunehmend werden stillgelegte Verbindungen reaktiviert, weil die Bürger für ihre Fahrten und Unternehmen für ihre Gütertransporte den Eisenbahnverkehr wollen“, betont Dirk Flege. Positive Beispiele finden sich vor allem in den Ländern Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg. „Um das von der Bundesregierung festgeschriebene Ziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen zu erreichen, muss der langjährige Rückzug der Schiene aus der Fläche gestoppt und an geeigneten Stellen rückgängig gemacht werden“, verdeutlicht Ingo Wortmann. „Die bereits erfolgreichen Reaktivierungen machen zwar Mut, aber der Handlungsbedarf bleibt gewaltig“, so der VDV-Präsident. Die gute Nachricht sei allerdings, dass es ein großes Potenzial für weitere Reaktivierungen gebe.
Der VDV hat dazu eine umfangreiche Liste mit Vorschlägen erarbeitet, in der insgesamt 186 Strecken mit 3.072 Kilometer Länge aufgeführt sind. Auf einer entsprechenden Karte (siehe r.) wird deutlich, dass nahezu in ganz Deutschland Reaktivierungspotenzial im Schienennetz vorhanden ist.
In seiner Potenzialanalyse hat der VDV aber nicht nur Reaktivierungen von Schienenpersonennahverkehr, sondern auch solche für den Güterverkehr oder Personenfernverkehr untersucht. Ingo Wortmann: „Ich möchte ausdrücklich betonen, dass die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken im Nahverkehr nicht gegen den Bus gerichtet ist. Und es gibt auch keine Bevorzugung von Personen- gegenüber Güterverkehr. Wir haben Reaktivierungsvorschläge abgelehnt, wenn damit attraktive Busverkehrssysteme gestört würden und der Gesamtnutzen für das System infrage stand.“
Beide Verbände betonen, dass angesichts steigender Fahrgastzahlen und Gütertransporte das Schienennetz dauerhaft gesichert und ausgebaut werden muss. Für Dirk Flege und Ingo Wortmann ist klar: „Deutschland braucht dringend deutlich höhere Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur, um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen.“
Broschüre listet Vorschläge zur Reaktivierung auf
Zwischen 1994 und 2019 wurden insgesamt 827 Kilometer Schiene für den Personen- und 359 Kilometer für den Güterverkehr wieder in Betrieb genommen. Allerdings wurden im gleichen Zeitraum mit über 3.600 Kilometer deutlich mehr Strecken im Personenverkehr abbestellt als reaktiviert. Beim Güterverkehr ist der Saldo ebenfalls klar negativ. Weitere Infos gibt eine VDV-Broschüre zum Thema:
www.bit.ly/streckenreaktivierung