Digitalisierung:
Schlüssel zum Wachstum
Mehr Personen- und Güterverkehr: Die Digitalisierung gilt als Schlüssel dazu. Das bedeutet, Prozesse zu transformieren, Kooperationen und Verträge zu schließen, den Wert von Daten einzuschätzen, an Schnittstellen zu arbeiten. Welche Chancen die Digitalisierung bringt und dass sie ein zähes Geschäft sein kann, wurde auf dem ersten VDV-Digitalgipfel deutlich.
Andreas Scheuer griff zu seinem Smartphone und hielt es kurz hoch: „Das ist der Treiber, warum die Leute umsteigen.“ Und dafür müsse es eine Plattform geben, um den Wechsel vom Individualverkehr zum ÖPNV zu schaffen. „Wichtig ist, dass wir Ideen bündeln“, sagte der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur bei der Eröffnung des ersten VDV-Digitalgipfels: „Es bleibt noch Zeit bis zur Bundestagswahl, damit wir einen besseren und digitaleren ÖPNV organisieren.“ Nachholbedarf ist vorhanden. „Wir müssen die digitale Transformation nutzen, um weiter und näher an den Fahrgast heranzukommen“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff und überreichte Andreas Scheuer virtuell die im neuen Blauen Buch gebündelten Ideen und Ansätze der Branche zur digitalen Transformation im öffentlichen Verkehr (Foto oben). Das BMVI investiert in den kommenden vier Jahren mehr als 250 Millionen Euro in Modellprojekte, bei denen Kommunen zum Beispiel eine Taktverdichtung, neue Tarifmodelle, On-demand-Dienste oder intelligente Apps mit Echtzeitdaten ausprobieren.
Blaues Buch zur digitalen Transformation
„Digitale Transformation des ÖPNV“ lautet auch der Titel eines neuen Buchs aus der „Blauen Reihe“. Es ist als fast 380 Seiten starke gedruckte Version und als regelmäßig aktualisiertes E-Book erhältlich. In der Veröffentlichung dokumentieren der VDV und das VDV-Industrieforum aktuelle Entwicklungen.
Bestellt werden kann das Blaue Buch als Printausgabe und digitale Ausgabe unter:
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Mehr als 160 Fachleute aus öffentlichen und privaten Unternehmen sowie aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft wählten sich bei der Online-Veranstaltung ein, die die VDV-Akademie zusammen mit der Beka Gmbh organisiert hatte. VDV-Präsident Ingo Wortmann kündigte an: „Wir wollen die Potenziale der Digitalisierung noch stärker nutzen, um eine attraktivere Mobilität anbieten zu können, neue Kapazitäten auf vorhandenen Trassen zu schaffen sowie die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu steigern und damit selbst wettbewerbsfähiger gegenüber dem motorisierten Individualverkehr zu werden.“
Wie das gehen kann, zeigt bereits eine Reihe von Städten, in denen bedarfsgerechte Angebote der Verkehrsunternehmen und Verbünde den klassischen Linienverkehr ergänzen. Zudem werden automatisierte Shuttles erprobt. Eines der branchenweit führenden Unternehmen beim Thema Digitalisierung sind die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) – nicht nur bei Vertriebsinnovationen, dem On-demand-Service „Berlkönig“ und der Mobilitätsplattform „Jelbi“. Eva Kreienkamp (Foto), BVG-Vorstandsvorsitzende und Mitglied im VDV-Präsidium, erläuterte Chancen, die die Einführung des automatisierten Zugbeeinflussungssystems CBTC auf zwei U-Bahn-Linien für die Fahrgäste mit sich bringen wird – darunter Taktverdichtungen und eine erhöhte Verfügbarkeit der Fahrzeuge durch optimierte Wartung. Neben dem gesamten Kundenerlebnis sei Digitalisierung auch ein Vehikel für operative Exzellenz und damit für Qualitätsgewinne, sagte Eva Kreienkamp. „Erst die Kombination von beiden Aspekten ergibt digitale Transformation im öffentlichen Verkehr.“
Um die Digitalisierung bei der Eisenbahn drehte sich ein weiterer Themenblock. Holger Knöpke von der DB gab einen Überblick über die zahlreichen Maßnahmen von „Starke Schiene“. Wie sich die Branche und die Industrie vernetzen, war ebenso inhaltlicher Schwerpunkt. Henrik Falk, Chef der Hamburger Hochbahn, zeigte auf, wie sich die Hansestadt in einem „Reallabor“ mit 200 Projekten der Mobilität der Zukunft nähert und in diesem Bereich schon jetzt als smarteste Stadt Deutschlands gilt.
Beim gegenseitigen Ticketverkauf deckt die Brancheninitiative „Mobility inside“ mittlerweile 40 Prozent des ÖPNV-Markts und den gesamten deutschen Fernverkehr ab, nachdem seit Dezember 2020 die Deutsche Bahn und die VAG Nürnberg mit dabei sind. Prof. Knut Ringat, RMV-Geschäftsführer und VDV-Vizepräsident, sieht in „Mobility inside“ eine „einmalige Chance für einen Entwicklungsschub der Branchendigitalisierung“ und kündigte den Produktivstart der Plattform für Ende 2021 an.
Um die branchenweite Vernetzung und die Suche nach gemeinsamen Standards drehten sich die Fachdiskussionen. Der Austausch geht weiter – auch auf dem nächsten Digitalgipfel, der für Anfang 2022 geplant ist.