Deutschland-Ticket:

Die neue Leichtigkeit
des Unterwegsseins

An Tarifstrukturen und Fahrpreise muss kein Gedanke ­verschwendet werden – einfach einsteigen in Bus und Bahn und mitfahren. Etwa jeweils zehn Millionen Menschen haben das DeutschlandTicket im Juli und August genutzt und erlebt, wie unkompliziert der ÖPNV sein kann. ­„VDV Das Magazin“ sprach mit einigen von ihnen.


Die Wernigeröderin Kristina Arnold geht jetzt öfter auf Entdeckungstour. Hannover, Goslar, Hildesheim, Magdeburg: „Es ist schön, einfach nur zu bummeln.“ Von der Stadt am Harz aus sind diese Ziele per Regionalexpress bequem zu erreichen. „Wenn ich dort vom Bahnhof mit dem Bus oder der Bahn weiterfahre, muss ich mir keine Gedanken über den Fahrschein machen.“ Das D-Ticket ist ihr erstes ÖPNV-Abo überhaupt. Auch ihr Mann Volker besitzt eins und genießt gerne vom Dampfzug aus die landschaftlichen Schönheiten im Harz – etwa auf der Selketalbahn. Das Zweitauto wurde inzwischen verkauft. „Mit dem D-Ticket ist mir das nicht mehr so schwergefallen“, sagt Kristina Arnold. Für die Arnolds war es selbstverständlich, ihre Abos beim heimischen Verkehrsunternehmen abzuschließen – bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Die spendieren als Dankeschön eine Freifahrt auf den Brocken, denn das letzte Stück von Drei Annen Hohne auf den „Blocksberg“ ist der einzige Abschnitt im HSB-Streckennetz, auf dem das D-Ticket nicht gilt. Im September wollen Kristina und Volker Arnold mit dem Nahverkehr etwas weiter weg: zum Musical nach Hamburg. Kristina Arnold: „Als Rentner haben wir ja Zeit.“

Kristina Arnold
Rentnerin aus Wernigerode

Als Norddeutschen zieht es Joshua Wegner immer wieder ans Meer: ein Ausflug an die Nordsee oder ein kurzer Trip an die Ostseeküste. „Hauptsache raus aus der Stadt“, sagt der Hamburger: „Endlich kann ich das auch spontan machen.“ Dank eines Zuschusses seines Ausbildungsbetriebs – den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) – zahlt der Azubi zur Fachkraft im Fahrbetrieb nur 19 Euro für sein D-Ticket. Über den Daumen gepeilt, spart er für seine Fahrten zur Arbeit und in der Freizeit nun 150 Euro im Monat. „Für mich als Azubi im zweiten Jahr ist das D-Ticket eine ziemliche Bereicherung.“ Nicht nur, wenn es ums Geld geht: „Bei meiner Freizeitgestaltung habe ich deutlich mehr Freiheit.“ Was der 25-Jährige auf alle Fälle bald machen will: mit dem Nahverkehr nach Berlin reisen oder nach Dänemark. Dort gilt das D-Ticket bis ins hyggelige Tønder kurz hinter der Grenze. Joshua Wegner: „Nicht nur für Azubis ist das D-Ticket eine tolle Sache, um einfach mal rauszukommen.“

Joshua Wegner
Auszubildender aus Hamburg

„Es ist so einfach geworden.“ Günther Krug gerät ins Schwärmen, wenn er von seiner neuen Leichtigkeit des Unterwegsseins berichtet: „Ich genieße es mit viel Spaß und Freude.“ Das Deutschland-Ticket schafft für ihn mehr Beweglichkeit und Mobilität, „ohne viel nachzudenken“. Von Berlin aus steuert der 81-Jährige gerne die brandenburgische Umgebung an: Rathenow, Wustermark und Potsdam mit seinen Parks, Museen und dem Heiligen See. Nach über 60 Jahren Engagement und Arbeit für die Eisenbahn und die Bahn­industrie fühlt sich Günther Krug, der auch Diplomingenieur für elektrische Bahnen und Anlagen ist, dem Thema Mobilität immer noch eng verbunden. „Es macht Spaß, mit den neuen Zügen zu fahren.“ Wenn die Strecken nicht so lang sind, nimmt Günther Krug genauso gerne das Fahrrad. Für ihn wäre es ideal, wenn er sein Rad auf dem D-Ticket mit in die Bahnen nehmen könnte. So muss er ein Extraticket lösen, kauft aber immer gleich mehrere Fahrrad-Tickets auf Vorrat. Alles in allem bedeutet das D-­Ticket für ihn: „Größere Freiheit, kein Stress und vor allem mehr Spontaneität.“

Günther Krug
Rentner aus Berlin

Von der Schwerkraft lässt sich Charlotte Fischer nicht so leicht runterziehen. An ihrer Stange scheint die Artistin mühelos in luftige Höhen zu entschweben. Wenn ihr Arbeitsgerät am Boden montiert ist, begeistert die Düsseldorferin ihr Publikum mit artistischen Tricks und Figuren. Auf Technik, Kraft und die Dehnbarkeit ihres Körpers kommt es dabei an. Schon als Jugendliche entdeckte die heute 22-Jährige Poledance: eine Mischung aus Sport, Tanz und Artistik – und nichts Anrüchiges. „Poledance hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben“, sagt Charlotte Fischer. Schnell merkte sie, dass aus dem Hobby ein Leistungssport oder ein Beruf auf den Bühnen von Varietés oder unter den Zirkuskuppeln werden könnte. Im Sommer hat sie ihre Ausbildung an der Staatlichen Artistenschule Berlin abgeschlossen. Mit anderen Absolventen ist sie bis November auf Tournee und anschließend mit dem Circus Flic Flac in Erfurt. „Für mich ist das D-Ticket eine Supersache, weil ich in vielen Städten mit nur einer Fahrkarte unterwegs sein kann.“ Und ihr Equipment? „Die Stange wiegt 15 Kilo und lässt sich gut in einer Tasche verpacken“, berichtet die Künstlerin: „Kurze Wege beim Umsteigen sind noch in Ordnung.“ charlyfsr.de

Charlotte Fischer
Artistin aus Düsseldorf

Barrierefrei. Das heißt: Alle haben ohne Hindernisse Zugang zu einem bestimmten Umfeld oder einer Dienstleistung. Idealerweise gilt das nicht nur für die Mobilität, sondern auch für die Kommunikation – etwa für Websites und Videoclips. Wo manche noch immer Neuland entdecken, kennt sich die Nürnberger Digitalagentur „Tollwerk“ seit mehr als 20 Jahren aus. Mit ihrer Expertise im Web- und Kommunikationsdesign unterstützt sie Verwaltungen, Unternehmen und soziale Organisationen bei der barrierefreien Kommunikation. Für den einfachen Zugang zum ÖPNV hat sich das achtköpfige Team auf Initiative der beiden Kolleginnen Nina Lassauer (Foto, r.) und Sophie Brunner (3. v. r) selbst entschieden. Denn die IT-Agentur verwaltet sich soziokratisch-kollegial und übernimmt die Kosten für das D-Ticket Job komplett. „Ein Zeichen der Wertschätzung“, sagt Gründer Joschi Kuphal (2. v. r.). „Auf Klimaschutz legen wir alle besonderen Wert“, betont Angela Burchard (3. v. l.), die für die Zeit von Juli bis Dezember 2023 gewähltes Mitglied der Geschäftsleitung ist. Bis auf einen leidenschaftlichen Radfahrer nutzt das gesamte Team das D-Ticket für die Wege zur Arbeit und zu beruflichen Terminen in der näheren Umgebung. Angela Burchard genießt einen weiteren Vorteil, den ihr die VAG Nürnberg mit dem D-Ticket bietet: ein Leihfahrrad für zehn Gratisstunden pro Monat. „Mein eigenes Rad habe ich abgeschafft.“ tollwerk.de

Tollwerk
Digitalagentur
aus Nürnberg

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