On-Demand-Verkehre
laufen hoch

Die sogenannten Linienbedarfsverkehre sind ein Baustein der Mobilitätswende. Der VDV wollte von seinen Mitgliedsunternehmen wissen, was sich bei ihnen in diesem Bereich tut. Ein wesentliches Ergebnis: Die im vergangenen Jahr beschlossene Novelle des Personenbeförderungsrechts wirkt sich positiv aus.


Die Novelle des Personenbeförderungsrechts (PBefG) erzielt die gewünschte Wirkung. Vielerorts nutzen die Verkehrsunternehmen den neuen Rechtsrahmen und fahren ihre On-Demand-Verkehre hoch. Das hat eine Branchenumfrage des VDV ergeben. „Der neue Rechtsrahmen wird gut angenommen und sorgt für Klarheit“, erläutert Dr. Jan Schilling, VDV-Geschäftsführer für den Bereich ÖPNV: „Da ist ein kleiner Boom entstanden.“ Seit der im April 2021 beschlossenen Gesetzesnovelle ist die Zahl der On-Demand-Projekte, die in den öffentlichen Verkehr integriert sind, sprunghaft gestiegen. Amtliche bundesweite Vergleichszahlen und Wachstumsraten sind nicht verfügbar, weil die On-Demand- und Bedarfsverkehre nicht zentral erfasst werden. Diese Leerstelle füllt der VDV als Branchenverband aus. Insgesamt erwartet die Branche jedoch bis zum Ende des Jahres in Summe mindestens 80 solcher integrierten On-Demand-Projekte. Von der Entwicklung profitiert vor allem der ländliche Raum. 47 Prozent der in der VDV-Umfrage erhobenen Verkehrsprojekte werden dort umgesetzt. Fast ein Drittel entfällt auf die Mittelzentren, etwas mehr als ein Viertel auf urbane Räume. „Dass die meisten neuen Angebote derzeit auf dem Land entstehen, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse - und ganz im Sinne der Daseinsvorsorge und der Verkehrswende“, so Jan Schilling.

71 %

neu aufgebaute Linienbedarfsverkehre

Es überwiegen deutlich neu aufgebaute Linienbedarfsverkehre (71 Prozent), die bundesweit zum Einsatz kommen und das bestehende ÖPNV-Angebot verbessern. Für einen Boom spricht außerdem, dass bestehende Erprobungs- und Bedarfsverkehre wie Anruf-Sammel-Taxis und Rufbus-Systeme in erheblichem Umfang neu genehmigt wurden beziehungsweise ihr Bediengebiet ausgeweitet wurde (ca. 30 Prozent).

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage bestätigt, dass die Unternehmen mit On-Demand-Verkehren ihr Angebot auf die örtlichen Bedingungen auch im ländlichen Raum zuschneiden. Dort zeichnet sich beispielsweise ab, dass schwach ausgelastete, regelmäßige Busfahrten auf On-demand-Format mit mehreren kleineren Fahrzeugen umgestellt werden. „Wir vermindern so effektiv Leerfahrten und bedienen stattdessen flexibel die Mobilitätsbedürfnisse unserer Fahrgäste“, erläutert Jan Schilling. Zudem setzen Verkehrsunternehmen verstärkt auf on demand, um ihr Angebot zu ergänzen – etwa, um „auf der letzten Meile“ Wohngebiete mit Stationen der Stadt- oder Regionalbahn zu verknüpfen.

Insgesamt sind bei den 70 Unternehmen, die sich an der VDV-Umfrage beteiligt haben, mehr als 300 Fahrzeuge im Linienbedarfsverkehr unterwegs – mehr als die Hälfte von ihnen elektrisch. „Das zeigt: On-­Demand-Verkehr kann einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Die Verkehre sind fast vollständig in die bestehenden Tarifstrukturen integriert. Bei 31 Prozent der Unternehmen fällt ein Zuschlag an, 45 Prozent nehmen ihre Fahrgäste ohne Zuschlag mit dem einfachen Ticket oder Monatsabo on demand mit. Gebucht wird digital, aber auch per Telefon beziehungsweise Callcenter. Die Branchenumfrage des VDV zeigt jedoch auch, dass die Entwicklung der On-Demand-Verkehre ein Finanzierungsthema bleibt: Die neuen größeren Flottenprojekte sind fast alle gefördert - und bedürfen im Anschluss einer Regelfinanzierung. Jan Schilling: „Das wurde eindrücklich in dem ÖPNV-Leistungskostengutachten herausgearbeitet.“

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