Personal
17.12.2021


Züge fahren oder steuern:

Ausbildung wird zweigleisig

Zum Ausbildungsjahr 2022 eröffnen sich für Schülerinnen und Schüler ganz neue Perspektiven bei den Eisenbahnunternehmen. Dann greift die neu ausgerichtete duale Ausbildung zur Eisenbahnerin und zum Eisenbahner im Betriebsdienst (EiB). Künftig hat der Nachwuchs die Wahl zwischen zwei qualifizierten Ausbildungen. Das Berufsbild teilt sich auf in „Eisenbahner im Betriebsdienst Lokführer und Transport (m/w/d)“ und „Eisenbahner in der Zugverkehrssteuerung (m/w/d)“, wie die Bezeichnungen offiziell lauten. Damit wird das derzeitige Ausbildungsmodell zum Eisenbahner im Betriebsdienst, bei dem die Differenzierung erst im Verlauf der Ausbildung erfolgt, aufgegeben. „Die Ausbildungsordnung von 2004 ist in die Jahre gekommen und bildet die betriebliche Wirklichkeit nicht mehr ab“, sagt Marcus Gersinske vom VDV (siehe Interview).

Die inhaltliche Neuausrichtung der Ausbildung bei den Eisenbahnen, die der VDV forciert und mitgestaltet hat, ist seit Ende Oktober abgeschlossen. Über den zeitlichen Ablauf hatten sich die an der dualen Berufsausbildung Beteiligten – darunter Sozialpartner, Verordnungsgeber und Schulträger – bereits Ende 2020 verständigt. Für Dezember sind noch letzte formale Abstimmungen und juristische Prüfungen der Ministerien vorgesehen. Die reformierte Ausbildung startet zum August 2022.

Nach Zahlen des VDV haben im August vergangenen Jahres 1.557 Auszubildende den Berufsweg zur Eisenbahnerin und zum Eisenbahner eingeschlagen – davon mittlerweile 801 auf der Lok und 756 im Bereich Fahrweg. Der Personalbedarf bei den Eisenbahnen ist auch in der Pandemie unverändert hoch. In der aktuellen branchenweiten Personalumfrage des VDV gaben 62 Prozent der teilnehmenden Eisenbahnen an, dass ihr Personalbedarf im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat, bei 38 Prozent blieb er unverändert. Abnehmenden Personalbedarf verzeichnete keine der teilnehmenden Eisenbahnen.

Drei
Fragen an

Welche Perspektiven die Ausbildung bei einem Eisenbahnunternehmen eröffnet, erläutert Marcus Gersinske (Foto), VDV-Fachbereichsleiter Ressourcenmanagement Eisenbahn.

Warum ist bei der Ausbildung zum Eisenbahner die Aufteilung in zwei eigenständige Berufe notwendig geworden?
» Marcus Gersinske: Die Tätigkeitsprofile für Triebfahrzeugführer und im Bereich Fahrweg haben sich stark auseinanderentwickelt und lassen sich nicht mehr in einem einzigen Ausbildungsberuf darstellen. Dies gilt im Besonderen für die fachlich-inhaltlichen Aspekte. Mit zwei separaten Ausbildungen können die Kenntnisse und Fertigkeiten – etwa bei digitalen Simulationen – künftig zielgerichteter auf die Lernenden und deren Arbeitsgebiete abgestimmt werden.

Warum lohnt es sich, die Ausbildung bei einem Eisenbahnunternehmen zu machen?
» Die Perspektiven der angehenden Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind angesichts des aktuellen und auch künftigen Personalbedarfs glänzend. Dies ist sowohl auf die Altersstruktur in den Unternehmen zurückzuführen, in viel stärkerem Maße aber auch auf die europäischen und nationalen Anstrengungen, die Emissionen im Verkehr massiv zu senken. Die Auszubildenden können sich künftig von Anfang an gezielt für ihren Beruf qualifizieren. Nach der Ausbildung bieten sich zudem eine ganze Reihe von Fortbildungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Wer als EiB einsteigt, kann sich durch ein duales Studium oder die Weiterbildung zum Fachwirt für den Bahnbetrieb weiterqualifizieren – von der Leitung einer Abteilung bis hin zur Geschäftsführung in einem ­Eisenbahnunternehmen stehen den Nachwuchskräften alle Möglichkeiten offen.

Wie steht es um die Verdienstmöglichkeiten?
» Die Bezahlung bei den Eisenbahnen ist nachvollziehbar und transparent durch Tarifverträge geregelt. Die zwischen den Sozialpartnern ausgehandelten Konditionen gelten für die Entgeltzahlung sowie den Urlaubsanspruch und garantieren den Beschäftigten damit eine Planungssicherheit, die ihresgleichen sucht. Die Verdienstmöglichkeiten stehen im Branchenvergleich überdurchschnittlich da. Dies belegen auch Veröffentlichungen über die Einkommen der Mitarbeiter im Bereich Verkehr und Logistik.

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