Titelstory

Deutschland mobil 2030: Verkehrswende muss Fahrt aufnehmen

Die Mobilität der Zukunft soll effizienter und umweltfreundlicher sein. Über die Frage, wie das gelingen kann, will die vom VDV initiierte Kampagne „Deutschland mobil 2030“ eine gesamtgesellschaftliche Debatte führen. Dazu haben sich namhafte Partner aus dem Bereich Verkehr, der Bauindustrie und den kommunalen Spitzenverbänden zu einer breiten Allianz zusammengeschlossen. Medial begleitet wird die Kampagne von der F.A.Z.


Für bessere Luft und weniger Lärm in den Städten, für mehr flexible und bezahlbare Mobilität und weniger Verkehr: Angesichts der großen verkehrs- und umweltpolitischen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, will die Kampagne „Deutschland mobil 2030“ Lösungen für die Mobilität der Zukunft verstärkt in das öffentliche Bewusstsein rücken. „Zeit für neues Denken und Handeln“ lautet der Leitgedanke. Dieses neue Denken und Handeln im Bereich Mobilität ist erforderlich, um Fahrverbote zu vermeiden, Klimaziele zu erreichen und die wachsende Mobilität der Menschen zu bewältigen.

Das Thema Mobilität betrifft Bürger, Wirtschaft, Politik, Verbände und Verkehrsunternehmen gleichermaßen. Deshalb kommen die Partner der Kampagne aus einem breiten gesellschaftlichen Spektrum. Zu den Akteuren gehören neben dem VDV und fast 40 seiner Mitgliedsunternehmen weitere Unterstützer wie der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der ADAC und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Alle Beteiligten wollen ihren Beitrag leisten, um Mobilität attraktiv, modern, leistungsfähig und klimaschonend zu gestalten. Gleichzeitig treten die Akteure dafür ein, dass die politischen Entscheider aller Ebenen langfristig bedarfsgerechte und planbare Rahmenbedingungen schaffen und dass die notwendigen Mobilitätsangebote entwickelt werden können – von der Planung über die Finanzierung bis zur Umsetzung. Das gilt ebenso für die Verkehrsinfrastruktur sowie neue Geschäftsmodelle und Mobilitätskonzepte.

Der Güterverkehr auf der Schiene soll bis 2030 um fast ein Viertel wachsen.

Hört endlich auf über den Diesel zu diskutieren. Das ist nicht das relevante Thema.

Thomas Madreiter,
Planungsdirektor in der Magistratsdirektion der Stadt Wien

Fläche benötigt flexible Angebote

Schon jetzt wird bundesweit in eine leistungsfähige Infrastruktur investiert. Der Ausbau der Kapazitäten wird vorbereitet oder ist bereits angelaufen. Für mehr Mobilität von Pendlern werden Verbindungen in das Umland der Städte und moderne, flexible Angebote in der Fläche ausgebaut. Bis 2030 sollen 30 Prozent mehr Busse und Bahnen unterwegs sein. Damit es einfacher wird, mit dem ÖPNV unterwegs zu sein, arbeiten die Verkehrsunternehmen an der gemeinsamen Mobilitätsplattform „Mobility inside“, die alle für Fahrgäste wichtigen Informationen liefert und das Ticketing erleichtert. Als Alternative zum eigenen Auto entwickeln die Verkehrsunternehmen neue Geschäftsmodelle und integrieren Car- und Bikesharing sowie On-demand-Angebote.

Beim Gütertransport auf der Schiene sollen 22 Prozent Wachstum bis 2030 erzielt werden. Dafür wird das Streckennetz modernisiert und – wo noch nötig – elektrifiziert, damit bis zu 740 Meter lange Güterzüge durchgängig fahren können. Durch die Digitalisierung sollen zusätzliche Kapazitäten im Schienennetz geschaffen werden. Damit die Leistungsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene erhöht werden, wird die schnelle Umsetzung des Masterplans Schienengüterverkehr benötigt.

Die Verkehrsunternehmen wollen Marktanteile hinzugewinnen, benötigen dafür aber weiterhin die Unterstützung der Politik, verlässliche Finanzierungen und faire Wettbewerbsbedingungen auf dem Mobilitätsmarkt. Wie die Mobilität der Zukunft modern, menschengerecht und umweltfreundlich gestaltet werden kann, will die Kampagne „Deutschland mobil 2030“ im Dialog mit politischen Entscheidern und der Öffentlichkeit kommunizieren. Als Medienpartner konnte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) gewonnen werden. Sie berichtet redaktionell in ihrer Printausgabe sowie auf speziellen Seiten ihres Onlineangebots faz.net über die Gegenwart und Zukunft der Mobilität.

Die Digitalisierung soll Bus- und Bahnfahren einfacher machen. Dafür arbeiten die Verkehrsunternehmen beispielsweise an der gemeinsamen Mobilitätsplattform „Mobility inside“.

Wie schwierig die Ausgangslage für die Verkehrswende ist, zeigte auch die erste Konferenz „Mobilität in Deutschland“ im Berliner Atrium der F.A.Z. – die Auftaktveranstaltung zur Kampagne. Neben namhaften Vertretern der Politik wie Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Staatssekretär Florian Pronold aus dem Bundesumweltministerium kamen Entscheidungsträger aus der Verkehrspolitik der Länder, wie Brandenburgs Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung Kathrin Schneider, Bremens Umwelt- und Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse, Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing aus Rheinland-Pfalz sowie der Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium Dr. Hendrik Schulte.

Immer wieder drehten sich die Wortbeiträge um die Verkehrsinfrastruktur, deren Kapazitätsgrenze in den Metropolregionen erreicht oder die sanierungsbedürftig ist, um fehlende Kapazitäten bei der Planung – und um Luftreinhaltung. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kritisierte die Industrie dafür, dass es trotz Fördermitteln in Milliardenhöhe an alternativer Antriebstechnologie mangele, und dachte laut über strengere gesetzliche Vorgaben nach. Dass der Diesel als Übergangstechnologie weiter benötigt wird, betonte Florian Pronold. Zudem verdeutlichte er die soziale Dimension der Verkehrswende: „Wir müssen nachhaltig planen und sowohl ökonomische, ökologische als auch soziale Faktoren berücksichtigen – im städtischen wie auch im ländlichen Raum.“

Studie
„Deutschland mobil 2030“

Dass die Umstellung auf eine moderne, bezahlbare und klimaschonende Mobilität gelingen kann, belegt die Studie „Deutschland mobil 2030“, die der VDV in Auftrag gegeben hat. In ihrer Analyse veranschaulichen die Beratungsunternehmen PwC und Intraplan anhand der Szenarien „Verkehrswende“ und „Konsequent Schiene“, wie sich klare politische Weichenstellungen auf den Verkehr der Zukunft auswirken. Demnach kann der ÖPNV seinen Anteil am Modal Split bis 2030 um ein Drittel erhöhen. In diesem Zeitraum ist laut Studie im Schienengüterverkehr ein Zuwachs von etwa einem Viertel möglich. Wenn der Verkehr stärker auf Busse und Bahnen ausgerichtet würde und der Güterverkehr vermehrt über die Schiene liefe, würden neue attraktive und leistungsfähige Angebote geschaffen. Das würde dazu beitragen, die Luftreinhalte- und Klimaschutzziele zu erreichen, die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen – und den Wirtschaftsstandort zu stärken.

30 Prozent mehr ÖPNV bis 2030: Das ist eines der Ziele von „Deutschland mobil 2030“. Die gleichnamige Studie belegt, dass die Verkehrswende machbar ist, wenn alle Beteiligten den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen.

Wie das Wachstum einer Stadt und Ressourcenverbrauch von einander entkoppelt werden können, zeigte Thomas Madreiter, Planungsdirektor im Wiener Magistrat, auf. Im Mittelpunkt müsse ein menschen- und umweltgerechter Verkehr sowie die Priorisierung Öffentlicher Verkehre, von Radfahrern und Fußgängern stehen. Das Ergebnis gibt Wien recht: Der Öffentliche Verkehr hat einen Marktanteil von 39 Prozent. Der Individualverkehr hat sich seit den 1990-er Jahren von 40 auf 27 Prozent verringert – trotz gestiegener Einwohnerzahl.

Wir müssen nachhaltig planen und sowohl ökonomische, ­ökologische als auch soziale Faktoren berücksichtigen.

Florian Pronold,
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium

Wie die Konzepte der deutschen Bundesländer aussehen, war Thema der sich anschließenden ersten Podiumsdiskussion. Kathrin Schneider, Brandenburgs Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, wies beispielsweise auf das erfolgreiche „PlusBus“-Modell hin, das Fahrgastzuwächse von bis zu 40 Prozent gebracht hat. In den ländlichen Regionen des Bundeslandes vertaktet ein Netz aus 14 Linien die Busse mit dem Schienenverkehr. In einer weiteren Podiumsrunde sprachen die Präsidenten des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, von VDV, ADAC und Deutschem Städtetag neben den Chancen der Digitalisierung und dem Ausbau- und Modernisierungsbedarf der Infrastruktur auch über den Verkehr mit Bussen und Bahnen. Laut VDV-Präsident Ingo Wortmann sind drei Schritte nötig, um den ÖPNV auch außerhalb der Ballungsräume attraktiver zu machen: Bahnlinien stärken oder reaktivieren, vertaktete Bussysteme in Regionen ohne Anbindung an die Schiene ausbauen sowie Sharingmodelle und moderne Bedienformen etwa durch automatisiertes Fahren einführen.

Im Rahmen von „Deutschland mobil 2030“ sollen künftig in Großstädten und Ballungsräumen sogenannte Metropolenkonferenzen stattfinden. Ziel ist der Austausch über Lösungen, wie die Mobilität in den Wachstumsregionen gestaltet und die Herausforderungen, die der Verkehr mit sich bringt, gemeistert werden können. Geplant sind außerdem Start-up-Wettbewerbe, um innovative Gründer und Verkehrsunternehmen zusammenzubringen und zu vernetzen.

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