Baden-Württemberg fördert „Regiobus“
Ein weiteres Beispiel: Auch in Baden-Württemberg laufen attraktive schnelle Busangebote als „Regiobus“. Rund 50 Linien sind in Betrieb. Es sollen 90 werden, auch hier zur besseren Verknüpfung von Städten und Regionen, die abseits vom Schienenverkehr liegen. Mit dem „Förderprogramm Regiobus“ unterstützt das Bundesland die lokalen und regionalen Projekte mit zweistelligen Millionenbeträgen.
In vielen Städten und Regionen sind bereits vor Jahren Buslinien eingerichtet worden, die das Umland besser mit den Metropolen verbinden. So betreibt beispielsweise die Düsseldorfer Rheinbahn seit Jahrzehnten Schnellbuslinien aus den benachbarten Gemeinden in die City der Landeshauptstadt, die auf ihrer Anreise oder Fahrt zurück auch die Autobahnen nutzen. Eine weitere Idee: Im Großraum Frankfurt hat der Rhein-Main Verkehrsverbund (RMV) mit dem „Expressbusring“ ein Liniensystem entwickelt, das die City bewusst meidet. Da die Stadtmitte sternförmig auf der Schiene von S-Bahn und Regionalbahnen erreichbar ist, schaffen die X-Busse auf tangentialen Routen zwischen den Umlandgemeinden und auch dem Frankfurter Flughafen zusätzliche direkte Linien. Ein weiteres Beispiel für ein solches Angebot ist die Linie SB 91 der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft. Sie umgeht den Großraum Köln linksrheinisch von Dormagen im Norden bis nach Brühl im Süden. „Durch derartige Querverbindungen entfällt für die Fahrgäste das Umsteigen, und häufig sparen sie Zeit“, so STOAG-Chef Werner Overkamp.
Angebot auf gefragten Routen
Das X in der Linienbezeichnung gibt es aber auch bei rein innerstädtischen Bussen in vielen Metropolen. Ein Klassiker war der „TXL“: In Berlin verband er den früheren Flughafen Tegel mit dem Hauptbahnhof und zeitweise dem Alexanderplatz. Gut zwei Dutzend Expressbus-Verbindungen gibt es heute in der Hauptstadt, zwei davon sind Flughafenlinien von der S- und der U-Bahn zum Airport „BER“. Allen ist gemeinsam: Sie schaffen auf besonders nachfragestarken Routen ein zusätzliches Angebot; sie sind meist schneller als andere Linien, weil sie einige Haltestellen auslassen und zudem direktere Wege fahren.
Die Idee, lokale Buslinien durch Schnell- und Express-Busse zu ergänzen und zu überlagern, ist schon viel älter. In den 1950er-Jahren gab es bereits eine Schnellbuslinie von Lauenburg an der Elbe nach Hamburg. Zeitweise richtete dann die Hamburger Hochbahn einige Linien ein. Mit einer heute kaum noch vorstellbaren Besonderheit: Wer in diese Busse einstieg, musste für die schnellere Beförderung einen Zuschlag zahlen. Das gab es auch in anderen Städten.
Zahlen muss heute die Politik für Klimaschutz und Mobilitätswende. André Berghegger vom Städte- und Gemeindebund bringt es auf den Punkt: „Bund und Länder sind gefordert, Schnell- und Regionalbuslinien im Schulterschluss mit den kommunalen Aufgabenträgern auszuweiten. Eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel und eine damit verbundene explizite Zuweisung von Mitteln auch für den straßengebundenen ÖPNV ist hierfür unerlässlich. Ein guter ÖPNV darf nicht vom Vorhandensein einer Schienenanbindung abhängen.“
Verkehrspolitik setzt auf bessere Busangebote
In den Bundesländern setzt die Politik immer mehr auf den Ausbau des ÖPNV – in dem Bewusstsein, dass nur mit einem funktionierenden guten Angebot die Mobilitätswende erreichbar erscheint. Beispielhaft hier die Stimmen des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Foto, l.) und des Umwelt- und Verkehrsministers von Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer (r.). „Wir wollen mit einem engmaschigen Netz dafür sorgen, dass die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr deutlich nach oben gehen und Mittelzentren gut an die urbanen Räume angebunden werden. Denn nur mit einem guten Angebot kann die Verkehrswende zur Erreichung der Klimaziele gelingen“, sagt Winfried Hermann. „Den öffentlichen Verkehr sehen wir als Rückgrat der zukünftigen, nachhaltigen und vernetzten Mobilität. Schnellbusse bieten eine Möglichkeit zur zeitnahen Erweiterung des ÖPNV insbesondere im ländlichen Raum, wo Schienenanbindungen wirtschaftlich oder baulich zeitnah schwierig umsetzbar erscheinen. Wir erarbeiten aktuell ein Konzept für ein den SPNV ergänzendes Schnellbusnetz“, betont Oliver Krischer.