Was tun, wenn ein Hackerangriff die IT lahmlegt? Und wie geht man damit um, wenn innerhalb eines Teams Sprachverwirrung herrscht? Wohl denjenigen, die auf solche Fälle vorbereitet sind und noch ein Faxgerät im Schrank oder die betrieblichen Fachbegriffe in verschiedenen Sprachen in der Schublade haben. Doch es geht um mehr – nämlich darum, die Widerstandsfähigkeit von Menschen und Organisationen zu stärken, auf Widrigkeiten zu reagieren und aus Erfahrungen zu lernen.
Hilfestellung will künftig die VDV-Akademie geben. Dazu startete im Sommer das über zwei Jahre laufende Projekt „Kompetenz und Resilienz im Öffentlichen Nahverkehr“ (KompResifÖV). Der Fokus liegt auf kulturell gemischten Teams. „Wir entwickeln und erproben Lösungen sowie digitale Lernangebote, die dabei helfen sollen, die in vielerlei Hinsicht wachsenden Anforderungen zu meistern“, erklärt Projektleiterin Charlotte Friederich. Ziel ist es unter anderem, Mitarbeitende beispielsweise aus den Personalabteilungen zu sogenannten Resilienzmentorinnen und -mentoren zu qualifizieren und über sie das Thema langfristig in den Unternehmen zu verankern. Zusätzlich sollen die Beschäftigten mit den digitalen Lernangeboten eigene Kompetenzen ausbauen, Sichtweisen reflektieren und Entwicklungsbedarfe erkennen können.
Kulturell gemischte Teams im Fokus
Der Begriff „Resilienz“ steht für die Fähigkeit, mit Druck von außen sowie Belastungen umgehen zu können, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Seit Jahren ist Resilienz mehr und mehr in aller Munde – in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen genauso wie in der Yellow Press. Mittlerweile hat der Begriff Einzug in eine ganze Reihe von Wissenschaften gehalten. In der Psychologie wird von psychischer Widerstandsfähigkeit gesprochen, in der Soziologie von der Fähigkeit, wie Gesellschaften Störungen von außen verkraften, und in der Ingenieurswissenschaft davon, wie belastbar Werkstoffe oder technische Systeme sind. „Das Thema kommt nach und nach auch in den Verkehrsunternehmen an“, erläutert Maren Winther, Bildungsreferentin bei der VDV-Akademie und Mitarbeiterin im Projektteam. Bei KompResifÖV geht es eher um den Umgang mit einem Kulturwandel als um individuelle Widerstandsfähigkeit. Durch die digitale Transformation im ÖPNV verändern sich die Tätigkeitsprofile derzeit rasant und damit auch die Anforderungen an die Beschäftigten. Hinzu kommt der Arbeitskräftemangel, der nur durch verstärkte Zuwanderung und Integration abgefedert werden kann. Das verändert die Zusammenarbeit in soziokulturell vielfältigen Teams. „Deshalb denken wir Diversität und Digitalisierung zusammen“, erläutert Charlotte Friederich.