Transformation, Revolution, Disruption: Die Debatte um die Zukunft des Deutschland-Tickets befindet sich in der Verlängerung. „In den nächsten Wochen kommt es darauf an, wie wir das Deutschland-Ticket dauerhaft finanzieren und gleichzeitig das Angebot verbessern“, sagte Alexander Möller, VDV-Geschäftsführer ÖPNV, im ARD-Mittagsmagazin. Seit Monaten nun läuft die Diskussion um die Finanzierung. Die ist zumindest bis Ende April gesichert. Darauf hatten sich Bund und Länder zuletzt geeinigt. „Jede politische Debatte über seine Existenz schadet dem Verkaufserfolg“, erklärte Alexander Möller im „Spiegel“: „Deshalb müssen alle gemeinsam am Erfolg des Tickets arbeiten.“ Das gelte insbesondere mit Blick auf das Deutschland-Ticket Job und auf die Gewinnung von Neukunden, die zuvor fast nie mit dem ÖPNV gefahren seien.
Doch es scheint unausweichlich, über kurz oder lang den Preis für das D-Ticket zu erhöhen. Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland machte VDV-Präsident Ingo Wortmann zu Jahresbeginn deutlich: „Wir wollen keine drastischen Preiserhöhungen beim Deutschland-Ticket. Dafür müssen aber ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit die Verkehrsunternehmen nicht auf den Kosten sitzen bleiben.“ Zwar werde der Ticketpreis wegen steigender Kosten irgendwann etwas erhöht werden müssen, es sei aber zentral, dass der Preis von 49 Euro im Monat noch mindestens bis Ende 2024 erhalten bleibe. Auch für Ingo Wortmann ist das „gerade für die Gewinnung und Bindung neuer Kundinnen und Kunden“ wichtig.
D-Ticket ist ein Transformationsprojekt
Um eine Halbjahresbilanz des D-Tickets sowie die Perspektiven für Marketing und Vertrieb ging es vor Weihnachten bei einem Treffen von Fachleuten der Verkehrsbranche, zu der die beiden VDV-Ausschüsse „Marketing & Kommunikation“ und „Preisbildung & Vertrieb“, die VDV-Akademie, der VDV eTicket Service sowie die Rheinbahn eingeladen hatten. „Wir dürfen nicht den Glitzer aus dem Deutschland-Ticket verlieren“, appellierte José Luis Castrillo an die Branche: „Es ist ein Transformationsprojekt, auf das wir stolz sein können“, so der Vorsitzende des VDV-Ausschusses „Preisbildung & Vertrieb“ und Vorstand des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Annette Grabbe, Vorstandssprecherin der Rheinbahn, ging noch weiter und sah sogar Disruption. Das D-Ticket habe Vorurteile gegenüber der Branche widerlegt: „Veränderung ist möglich – und das sogar schnell.“
„Ohne dieses unkonventionelle Vorgehen würde es dieses Ticket nicht geben“, sagte Udo Sieverding, Abteilungsleiter im NRW-Verkehrsministerium, und dankte der Branche für ihre Kraftanstrengung. Die politische Herausforderung sei jetzt, dafür zu sorgen, dass der Bund dauerhaft in der Finanzierung bleibe. Dass die Nachschusspflicht nicht gekommen ist, sei ein „Warnsignal“. Nun komme es auf die Verkaufszahlen der nächsten Monate an – mit der Hauptzielgruppe der Berufstätigen: „Wir brauchen eine Jobticket-Offensive.“