Infrastruktur
9 Min
6. Dezember 2024

Sachsen-Franken-Magistrale:
Elektrifizierung bleibt von großer Bedeutung

Die Sachsen-Franken-Magistrale verbindet Dresden und Leipzig mit Hof und ist eine zentrale Verkehrsachse für Personen- und Güterverkehr. Doch ein gravierender Nachteil bremst ihr Potenzial: Die Elektrifizierung endet in Hof. Auf fränkischer Seite fehlen die Oberleitungen, was Direktverbindungen und effiziente Gütertransporte erschwert. Obwohl die Elektrifizierung im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen ist, bleiben jedoch Fortschritte aus.

Die Sachsen-Franken-Magistrale verbindet die sächsischen Großstädte Dresden und Leipzig mit Hof in Franken. Von dort aus bestehen Streckenanschlüsse sowohl in Richtung Nürnberg als auch nach Regensburg. Die Strecke in Richtung Nürnberg spielt heute eine zentrale Rolle für den regionalen Personenverkehr, da die fränkische Metropole über bedeutende Verbindungen in die fränkisch-bayerischen Regionen und bis tief nach Baden-Württemberg verfügt. In Richtung Regensburg wird die Strecke vor allem für den Güterverkehr interessant: Sie könnte eine wichtige Alternativroute zur Verbindung der Seehäfen mit den Alpenpässen darstellen.

Aber es gibt ein Problem: Die Elektrifizierung endet in Hof. Auf fränkischer Seite fehlt die Oberleitung. Das ist ein Hemmschuh sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr. So gibt es im Personenverkehr derzeit keine Direktverbindung zwischen Dresden und Nürnberg über Hof – weder im Regional- noch im Fernverkehr. Der Güterverkehr wiederum kann sein Potenzial, das neben der strategischen Bedeutung als Magistrale auch in der Verbindung des mitteldeutschen Chemiedreiecks mit dem wirtschaftsstarken Bayern liegt, nur unter erschwerten Bedingungen ausschöpfen.

Lokale Verantwortungsträger, wie beispielsweise Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU), haben das Problem erkannt. Ebersberger spricht in diesem Zusammenhang von der „größten Diesel-Insel in Mitteleuropa“. (Quelle: sueddeutsche.de)

Die Elektrifizierung der Strecke ist zwar seit 2013 im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen. Doch aktuell setzen öffentliche Haushalte andere Prioritäten. Deshalb bleibt diese dringend notwendige Zukunftsinvestition weiterhin ungewiss.

Elektrifizierung bringt Vorteile für Menschen und Wirtschaft

Werden Eisenbahnstrecken elektrifiziert, profitieren alle: Der Energieverbrauch wird effizienter, sauberer und der Betrieb leiser. Gleichzeitig sinken die Betriebskosten, und die Verbindungen werden schneller sowie zuverlässiger. Pendlerinnen und Pendler gelangen häufiger ohne zeitraubende Umstiege schneller zur Arbeit oder zur Universität. Auch die Wirtschaft zieht Nutzen aus einer optimierten Infrastruktur, die den Güterverkehr effizienter und wettbewerbsfähiger macht.

Trotz angespannter öffentlicher Haushalte darf die Elektrifizierung nicht als ein Luxusprojekt betrachtet werden, sondern als ein essenzielles „Generationenprojekt mit langfristigem Nutzen“. Die Modernisierung der Sachsen-Franken-Magistrale ist keine kurzfristige Ausgabe, sondern eine Investition in eine zukunftssichere Infrastruktur, die über Jahrzehnte hinweg positive Auswirkungen entfalten wird. Sie ist vergleichbar mit dem Bau einer Brücke: Anfangs kostenintensiv, aber unverzichtbar, um Regionen zu verbinden und den stetigen Fluss von Menschen und Gütern zu ermöglichen.

Ein Verzicht auf die Elektrifizierung würde bedeuten, Chancen zu verspielen, die unseren Kindern und Enkeln zugutekommen könnten – von umweltfreundlicher Mobilität bis hin zu gestärkter wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit. Jetzt zu investieren, bedeutet, den Grundstein für eine nachhaltige, vernetzte und prosperierende Zukunft zu legen.

VDV fordert: Mehr Tempo bei der Elektrifizierung des Schienennetzes

Der Bund ist bei der Elektrifizierung des Schienennetzes in Deutschland deutlich im Rückstand. Die Allianz pro Schiene und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) beklagen, dass die Bundesregierung ihr im Koalitionsvertrag verankertes Ziel von 75 Prozent Elektrifizierung bis zum Jahr 2030 bei gleichbleibendem Tempo nicht mehr erreichen wird: denn es fehlen noch rund 4.500 Streckenkilometer. Außerdem braucht es aus Sicht beider Verbände eine ehrgeizige Fortschreibung der Ziele, um das Schienennetz resilienter zu machen, Elektrifizierungslücken zu schließen und Engpässe für den Schienengüterverkehr abzubauen. (Quelle: vdv.de)

Eine vereinfachte grafische Darstellung der Sachsen-Franken-Magistrale, die die Städte Leipzig, Dresden, Hof, Nürnberg und Regensburg mit farbigen Linien verbindet. Die Linie zwischen Leipzig und Dresden ist rot, zwischen Hof und Nürnberg schwarz und zwischen Hof und Regensburg schwarz. Alle anderen Abschnitte sind nicht verbunden.
Eine moderne Regionalbahn der Abellio Rail fährt durch eine grüne, ländliche Landschaft mit Feldern und Bäumen im Hintergrund. Der Zug fährt auf elektrifizierten Gleisen, erkennbar an den Oberleitungen und den Masten entlang der Strecke. Im Vordergrund blühen rote Mohnblumen, die einen farblichen Kontrast zur Umgebung bilden. Der Himmel ist klar mit vereinzelten Wolken, und das Wetter wirkt sonnig.

Links: Schematische Darstellung der Sachsen-Franken-Magistrale.

Rechts:
Elektrisch am rechten Niederrhein: Seit 2022 ist auch die Bahnstrecke von Wesel nach Bocholt mit modernen Elektrotriebwagen erreichbar.
Autor: Rob Dammers (Lizenz)

Drei positive Beispiele für Elektrifizierung

Ein moderner ICE-Zug der Deutschen Bahn steht an einem Gleis im Bahnhof Friedrichshafen Stadt. Der Zug ist weiß mit einem markanten roten Streifen und trägt das DB-Logo sowie die Aufschrift
Ein nächtlicher Blick auf ein Güterbahnhofsgelände mit mehreren Gleisen, die von hellen Lampen beleuchtet werden. Zahlreiche Güterwaggons in verschiedenen Farben, darunter rote, gelbe und blaue Container, sind auf den Gleisen abgestellt. Im Hintergrund sind grüne Büsche und Bäume zu erkennen, die die Anlage begrenzen. Die Elektrifizierung ist deutlich erkennbar.

Links: Erfolg der Elektrifizierung: Ein ICE erreicht die Bodenseestadt Friedrichshafen unter Fahrdraht.
Autor: Ursman83 (Lizenz

Rechts: Volle Power: Moderne Hafenlogistik braucht durchgängige elektrische Strecken.
Autor: Montage Matthias Oomen, Bild Adobe Stocks


Download

VDV-Positionspapier: Elektrifizierung von Eisenbahnstrecken als Teil der Energiewende, Januar 2022 (PDF)